Solide Unterhaltung für zwischendurch

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xxholidayxx Avatar

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"Der Weg – Jeder Schritt könnte dein letzter sein" erzählt die Geschichte zweier Freundinnen, deren Wanderung in der schwedischen Wildnis zum Albtraum wird. Rebecca Russ wurde 1991 in Salzburg geboren, wo sie noch heute lebt. Neben dem Schreiben von Geschichten ist auch die Gestaltung ihrer Bücher ihre Leidenschaft – als selbstständige Cover-Designerin verbindet sie Kreativität mit Handwerk. Ihre Liebe zur Natur spürt man besonders in den eindrucksvollen Landschaftsbeschreibungen ihrer Bücher.

Worum geht’s?

Julia und Nicki, beste Freundinnen seit Jahren, haben sich für Julias Junggesellinnenabschied etwas ganz Besonderes ausgedacht: eine mehrtägige Wanderung auf dem abgelegenen Kungsleden in Schweden. Nur sie beide, kein Empfang, keine Ablenkung – nur Natur und ihre Freundschaft. Doch eines Morgens ist Nicki plötzlich verschwunden. Julia bleibt allein zurück – ohne Karte, ohne Orientierung und mit dem Gefühl, beobachtet zu werden. Während sie verzweifelt versucht, den Rückweg zu finden, verschwimmen Realität und Angst, Vertrauen und Wahrheit. Was ist mit Nicki passiert? Und was verbirgt sich hinter der scheinbaren Einsamkeit der Berge?

Meine Meinung

Das war mein erstes Buch von Rebecca Russ, und ich habe es als Hörbuch gehört – danke an NetGalley.de und Aufbau Audio für das Rezensionsexemplar. Besonders positiv hervorheben möchte ich die Sprecherin Ann-Kathrin Hinz. Ihre Stimme hat mich sofort mitgenommen und trug viel zur Atmosphäre des Buches bei.

Der Einstieg fiel mir leicht. Die Geschichte kommt ohne langes Vorgeplänkel aus, das Tempo passt, und ich war schnell emotional involviert. Die Kulisse des schwedischen Wanderwegs wird stimmungsvoll und intensiv geschildert – ich hatte oft das Gefühl, mit Julia und Nikki durch Wälder und über Felsen zu stapfen.

Etwa ab der Hälfte aber geriet mein Lesefluss ins Stocken. Vor allem die weiblichen Figuren wirkten auf mich stellenweise sehr naiv – teils auf eine Art, die mich aus der Handlung riss, weil es schlicht nicht glaubwürdig war. Das erschwerte es mir, mitzufühlen oder mich in sie hineinzuversetzen. Außerdem hatte ich zunehmend Mühe, den Entwicklungen inhaltlich zu folgen – die Geschichte wurde verworren, ohne wirklich Tiefe zu gewinnen. Gegen Ende lösten sich einige Stränge zwar auf, aber das Ende selbst wirkte auf mich zu glatt, zu einfach und fast überhastet. Ich war regelrecht überrascht, dass es plötzlich vorbei war .

Positiv hervorheben möchte ich das zentrale Thema, das sich nach und nach vor den Leser:innen/Hörer:innen ausbreitet – ohne zu spoilern: Es ist hochaktuell und aus feministischer Perspektive definitiv relevant. Es wurde klug eingeflochten und regt zum Nachdenken an, auch wenn die Umsetzung nicht ganz überzeugte.

Was mich persönlich jedoch am meisten enttäuschte: Es gab für mich keine Überraschungen. Keine Wendung, kein Twist, kein Schockmoment. Vielleicht bin ich als Thriller-Fan schon zu abgebrüht, aber ich habe praktisch alles vorhergesehen. Zudem gab es einige Logikschwächen, die eher neue Fragen aufwarfen, statt Spannung aufzubauen. Die Idee war wirklich vielversprechend – nur leider wurde ihr Potenzial meiner Meinung nach nicht vollständig ausgeschöpft.

Fazit

Ein atmosphärischer Thriller mit starkem Setting und aktueller Thematik, der mich am Anfang gepackt, aber zum Schluss enttäuscht hat. Gute Ansätze, solide Hörzeit – aber leider ohne echten Nervenkitzel. Für mich 3 von 5 Sternen.