Depressionen

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singstar72 Avatar

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Grundsätzlich ist ein Sachbuch über Depression zu begrüßen, noch dazu von einem Betroffenen. Ich interessiere mich sehr für diese Thematik – ich arbeite im Gesundheitswesen, und habe täglich mit Menschen zu tun, die eben auch Antidepressiva nehmen. Ich hoffe, diese Menschen nach der Lektüre besser verstehen und besser begleiten zu können.

Ich habe mir schon länger gedacht, dass Pillen in solchen Fällen nicht die allein seligmachende Lösung darstellen können. Dennoch gibt mir dieses Buch, besser gesagt, diese Leseprobe, noch Rätsel auf. Es erscheint mir ein Stück weit schwatzhaft und unstrukturiert zu sein – wenngleich auch thematisch wichtig.

Ich fälle hiermit, wohlgemerkt, kein (!) Urteil über den Autor als Person, oder über seinen Leidensweg! Nur über das Buch als Buch!

Der Einstieg in das Buch erscheint mir zu lang, und nicht eindeutig. Sehr verschachtelt. Wozu genau diente zum Beispiel die Geschichte mit dem vergifteten Apfel auf der Reise nach Vietnam…? Der Zusammenhang zum Thema Depression hat sich mir nicht spontan erschlossen. Es hatte eher einen „märchenhaften“ Touch.

Auch hat sich der Autor in diesen knapp 40 Seiten meiner Ansicht nach mehrfach wiederholt, und die Einleitungsphase unnötig kompliziert gemacht. Er habe lange dieses und jenes genommen. Er habe ja geglaubt, dass… Dann wieder Fakten dazwischen geschoben. Und erneut: er habe lange geglaubt, dass… Überhaupt scheint mir die Trennlinie zwischen persönlichem Erleben und journalistischer Erforschung des Themas hier unscharf gezogen.

Im Grunde kann man die Aussagen dieser einleitenden Passagen auf wenige Sätze zusammenfassen. Depressionen nehmen immer mehr zu, vor allem im jungen Alter. Patienten werden unzureichend aufgeklärt. Ärzte forschen nicht genügend nach. Wissenschaftliche Studien werden gefälscht, um Produkte zu vermarkten, die im Grunde fast nutzlos sind. Aber zum wichtigsten Teil des Buches, WAS denn nun wirklich hilft, ist man als Leser in dieser Leseprobe noch nicht vorgedrungen. Man kann es sich nur denken. Es sind eben nicht die Pillen!

Dennoch, das Buch interessiert mich, aus den eingangs geschilderten Gründen. Und zumindest bringt der Autor ja Leidenschaft für sein Thema mit. Er möchte wirklich helfen, und ist bestürzt über die Entwicklung, die stattgefunden hat. Das kann er zumindest glaubhaft vermitteln. Ich bin gespannt auf den Hauptteil!