Antidepressiva mal anders

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boondocksaint Avatar

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Johann Hari leidet seit seiner Jugend an einer klinischen Depression. In diesem Buch nimmt uns der Journalist mit auf eine Reise vom "Zerschmettern" der Geschichte, die er sich über seine Depression immer erzählte, bis hin zu verschiedensten Lösungsansätzen.

Das Buch ist grundlegend in 3 Teile aufgebaut. Im ersten Teil zerstört Hari den typischen Ansatz für Antidepressiva in Pillenform, nämlich das Argument "Serotoninmangel im Gehirn". Wie im ganzen Buch zitiert er ausführlich aus Studien und argumentiert in einem klaren und belegten Stil. Diese Argumente werden immer wieder von kleinen Anekdoten und Erlebnisse aus seiner eigenen Geschichte angereichert und damit sehr viel persönlicher.

Der zweite Teil diskutiert die "wirklichen" Gründe für die Häufung von Depressionen in unserem moderenen Zeitalter. Hierbei wird der Fokus auf psychische Faktoren wie Traumata, soziale Faktoren wie Entfremdung oder sinnlose Arbeit und biologische Faktoren gelegt. Der dritte Teil gibt dann eine Übersicht über mögliche Lösungsansätze, wobei hier die ganze Bandbreite von sinnstiftender Arbeit bis hin zu einer Abkehr von materiellen Werten als Grundbaustein des Wertesystems diskutiert wird.

Insgesamt lässt mich das Buch mit einem positiven Eindruck zurück. Es ist kein "Allheilmittel", keine nervige Selbsthilfe und präsentiert einen anderen Blick auf unseren Umgang mit Depressionen. Wer in seinem Umfeld (oder bei sich selbst) mit dem "schwarzen Hund" zu kämpfen hat, findet hier andere und vielversprechende Ansätze. Allerdings ist vieles davon auch das, was man mit gutem Gewissen jedem Menschen raten kann: Kümmer dich um deine Familie, deine Freunde und suche dir eine ausfüllende Arbeit. Geh in die Natur und achte auf die wirklich wichtigen Werte.