Das Gehirn ist keine Insel

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
lisaliestgern Avatar

Von

Das Buch habe ich mit sehr großem Interesse gelesen. Der Autor schreibt über seine eigenen Erfahrungen mit Depression, seine Zweifel an seiner jahrzehntelangen Psychopharmakatherapie und seine Entdeckung von Forschungsergebnissen, die zu Depression etwas anderes sagen als wir allgemein annehmen. Sein Fazit ist, dass Depression nicht durch einen Defekt im Gehirn bedingt ist und deshalb nicht durch Zuführung von Chemikalien geheilt werden kann. Sie ist eine mehr oder weniger rationale und gesunde Reaktion auf unsere kranke Gesellschaft. Der Depressive soll sich nicht fragen, was mit ihm nicht stimmt, sondern was ihm im Leben widerfahren ist. Was fehlt ihm im Leben? All das wird gut mit Quellen belegt und ist lebhaft erzählt. Im hinteren Teil des Buches berichtet der Autor von beispielhaften Wohnmodellen, Lebensformen, ... in denen Depressive wieder gesund wurden. Dabei merkt man dem Autor seine Begeisterung richtiggehend an. Manche Beispiele erscheinen mir allerdings allzu blauäugig und weitschweifig dargestellt.
Ich fand das Buch sehr aufschlussreich. Eigentlich weiß, ahnt man die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Depression ja irgendwie schon. Aber der Autor spricht alles aus, belegt es, bringt alles auf den Punkt.