Die Welt- falsch verbunden?

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Ich klappe ein Sachbuch zu, das durchgehend spannend und mit Enthusiasmus einThema angeht, was mindestens 5,3 Millionen Deutschen drückend auf dem Herzen liegt.

Der persönlich betroffene Ex-Journalist Johann Hari hat Forschungsergebnisse über Depressionen und ihre Behandlung in der ganzen Welt zusammengetragen und deckt die große Macht der Pharmaindustrie auf. Wenn diese Fakten im Gegensatz zu manchen seiner Artikel tatsächlich stimmen und auf eigenem Mist gewachsen sind, könnten diese Erkenntnisse Grundlage für eine neue Herangehensweise an krankmachende Situationen bieten. Nicht der leidende Mensch muss behandelt werden, sondern seine Lebensumstände, ist der Tenor von Haris Überzeugung.

Sowohl das leidenschaftlich geschriebene Buch, als auch die ergänzenden Möglichkeiten, mittels Youtubebeiträgen und Interviews Zusatzinformationen zu erhalten, vermitteln den Eindruck eines nun alles andere als depressiv wirkenden Autors. Für ihn persönlich waren vielleicht schon allein die umfangreichen Recherchen über verschiedene Forschungsansätze und die Entlarvung seiner langjährig konsumierten Psychopharmaka als reine Abzocke eine Art Befreiungsschlag.
Neben den unterschiedlichen Forschungsergebnissen bietet Johann Hari auch diverse Ideen an, wie man der Misere krankmachender Lebensumstände entfliehen kann.
Und dennoch weiß man am Ende im Grunde genau: ob es nun das Grundeinkommen ist, die Meditation, Werbefreiheit, Religion oder Naturbesinnung, das wird alles leider nicht klappen.
Zumindest nicht, solange das reiche Deutschland sich jeder Moral entledigt hat, Werbung, Niedriglohn, Managergehälter in astronomischem Ausmaß duldet oder billigt und keinen Funken von Verstand entwickelt, wenn es um Lebensqualität geht.
Aber Veränderungen vollziehen sich auch im Kleinen und solche Bücher sind dafür eine wichtige Hilfestellung.