Spannender, lesenswerter Ansatz

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Da ich mich sehr für Sachbücher im Bereich Psychologie interessiere, habe ich schon gespannt auf das Erscheinen dieses Buches gewartet. Ich habe bisher schon einige Bücher zum Thema Depressionen und dem Umgang damit gelesen, und finde es spannend, mehr über die verschiedenen Theorien und wissenschaftlichen Erkenntnisse zu erfahren.

Sowohl Bücher, die aus der Sicht von Wissenschaftlern/Ärzten geschrieben werden finde ich sehr interessant, aber ebenso die Bücher aus der Sicht von Betroffenen. Der Autor Johann Hari litt selbst lange Zeit an Depressionen und wurde dann mit Antidepressiva behandelt. Er merkte zwar, dass es ihm durch diese medikamentöse Behandlung besser geht, fühlte sich aber immernoch depressiv trotz der Einnahme. Schließlich musste die Dosis immer weiter erhöht werden, um weiterhin eine Wirkung zu erzielen, wodurch auch die Nebenwirkungen immer schlimmer wurden. Hari gab das Anlass zum Nachdenken und er hatte das Gefühl, dass der Nutzen der Antidepressiva die Nebenwirkungen nicht rechtfertigt und dass dies kein Dauerzustand ist. Hari wollte die Depressionen endgültig hinter sich lassen und nicht weiter in einer endlosen Spirale gefangen sein. So entschied er sich, nach den Ursachen seiner Depression zu forschen und diese zu bekämpfen, anstatt die Symptome medikamentös zu behandeln.

Schon ab der ersten Seite des Buches merkt man, dass es kein Sachbuch aus rein wissenschaftlicher Sicht ist, sondern dass der Autor selbst von dem Thema betroffen war/ist. Seine jahrelangen Erfahrungen mit Antidepressiva finde ich sehr interessant und sie runden die wissenschaftlichen Aspekte gelungen ab. Seine Kritik an Antidepressiva hinterlegt Hari mit aktuellen und seriösen, belastbaren Studien, was ich sehr wichtig finde. Dadurch, dass die Studien nicht nur dargelegt, sondern auch verständlich erklärt werden, ist das Sachbuch wissenschaftlich fundiert, aber auch für Laien verständlich. Hin und wieder wurden neben den Erklärungen auch bildliche Vergleiche angeführt was ich besonders gelungen finde, da sich die Thematik somit noch leichter erfassen lässt.

Haris These besteht zusammengefasst also darin, dass Depressionen dann wirksam behandelt werden können, wenn die Ursache angegangen und die Probleme gelöst werden. Er führt verschiedene Ursachen an, die zu Depressionen führen können und legt dazugehörige Ansätze dar, um die Depression zu lösen. Hari hat jedoch nicht das Ziel, Antidepressiva komplett abzuschaffen. Sein Ansatz besteht darin, die (akuten) Symptome der Depression medikamentös zu behandeln, während die Ursachen aufgearbeitet werden. Eine zentrale Botschaft dieses Buches ist, dass es wichtig ist, auf sich lebst, aber auch auf seine Mitmenschen zu achten. So soll es einfacher werden, über Probleme und Belastungen zu sprechen und diese zu behandeln.

Für mich war „Der Welt nicht mehr verbunden“ ein sehr interessantes Buch, da es eine komplett neue These in Bezug auf die Entstehung und Behandlung von Depressionen schildert. Ich hoffe, von Johann Hari in Zukunft noch mehr lesen zu können, da sowohl sein Schreibstil als auch das Konzept des Buches sehr gelungen ist. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.