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chrischid Avatar

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Seit ihr Bruder vor zwei Jahren spurlos verschwand ist für Flinn Nachtigall nichts mehr wie es war. Nur eine mysteriöse Postkarte ist ihr geblieben, mit einem Motiv, das scheinbar nur für sie sichtbar ist. Als an dem alten, verlassenen Bahnhof in Weidenborstel plötzlich ein imposanter Zug hält, sieht Flinn ihre Chance gekommen. Etwas tief in ihr spürt, dass die einzige Möglichkeit herauszufinden was mit ihrem Bruder geschehen ist darin liegt, auf diesen Zug aufzuspringen. Nichtsahnend welche Geheimnisse sich ihr offenbaren werden, beginnt für Flinn eine abenteuerliche Reise.

Der Welten-Express, ein rollendes Internat für außergewöhnliche Kinder und Jugendliche, die in der Zukunft einmal etwas bewegen werden. Endlich spricht es mal jemand aus, dass es nicht ausschließlich auf stupide, teils antiquierte Lehr- und Lernmethoden ankommt. Sicherlich sind Grundkenntnisse sämtlicher Fächer notwendig und wichtig, doch in der Regel lernt man deutlich effektiver, wenn sich einem ein konkreter Sinn offenbart. Diese Ansicht führt dazu, dass der Leser sofort – egal ob selbst noch Schüler oder dieser Zeit bereits entwachsen – auf den Express aufspringen würde.

Die Geschichte rollt, einem Zug gleich, zunächst gemächlich an, nimmt dann aber stetig an Fahrt auf, bis das endgültige Tempo erreicht ist. Trotz kleinerer Zwischenstopps bleibt die bis dato aufgebaute Spannung erhalten und kann zum Teil sogar noch angefeuert werden. Ungeahnte Fähigkeiten und ominöse Ereignissen machen die Fahrt im Welten-Express nicht nur für die Protagonisten zu einem Erlebnis der besonderen Art. Hin und wieder erscheinen Situationen vorhersehbar, dann aber gibt es auch solche, die jeder Logik und Rationalität widersprechen und von denen eine Magie ausgeht, die sich schwerlich beschreiben lässt. Man kann sie spüren, aber nicht anfassen, und schon gar nicht erklären.

Mit den meisten Figuren wird man schnell warm, Sympathien jedweder Art sind schnell verteilt. Ob man mit seiner Einschätzung richtig liegt zeigt sich zwangsläufig erst im weiteren Verlauf, vielleicht wird der ein oder andere Eindruck sogar noch korrigiert. Nichtsdestotrotz sind dahingehend keine allzu großen Überraschungen zu erwarten. Anders sieht dies inhaltlich aus. Gekonnt und präzise spickt die Autorin die Erzählung mit erhellenden, aber auch verwirrenden Momenten, die jedoch allesamt eins gemeinsam haben: Sie beleben das Geschehen mit diversen Wendungen, die gleichzeitig atmosphärisch Einfluss nehmen.

Ein wunderbar gelungenes Debüt, das zwar zu Beginn ein paar kleine Anlaufschwierigkeiten aufweist, aber schnell zu einer gesunden Form findet. Gleichzeitig der Auftakt einer Trilogie, die noch viele Abenteuer und magische Momente bereit halten wird.