Tolle Idee, viele gute Ansätze, aber auch noch viel ungenutztes Potential - 3,5 Sterne

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lesezauber Avatar

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Kurzbeschreibung:
*** Eine atemlose Reise, angetrieben von Kohle, Dampf ... und Magie! Willkommen im WELTEN-EXPRESS! ***

Nacht für Nacht sitzt die schüchterne Flinn Nachtigall am stillgelegten Bahnhof von Weidenborstel, dem Ort, wo zwei Jahre zuvor ihr Bruder verschwand. Bis eines Abends ein Zug herbeirollt, mit einer gewaltigen, rauchspuckenden Lokomotive. Und Flinn ... ... stürzt als blinde Passagierin in das Abenteuer ihres Lebens! Denn der Zug ist der Welten-Express, ein fahrendes Internat voller außergewöhnlicher Kinder, angetrieben mit magischer Technologie. Ein Ort, in dem Flinn Freunde findet – und Feinde. Denn der Welten-Express birgt mehr Geheimnisse, als sie sich je hätte träumen lassen...

Meinung:
Ich muss ja sagen, dass mich das tolle Cover, die außergewöhnliche Idee mit dem fahrenden Internat und der Klappentext sofort gefangen genommen haben. Ich war mir sicher, dass mich die Geschichte verzaubern wird, aber leider war das nur bedingt der Fall, da das große Potential bisher nicht wirklich genutzt wurde.

In die Geschichte habe ich eigentlich recht gut gefunden und ich konnte anfangs auch die tolle Atmosphäre spüren, als Flinn zum ersten Mal in den Zug steigt und ihn durchläuft. Doch schon kurz darauf, war es irgendwie vorbei mit der Atmosphäre, bzw. kam sie für mich dann immer nur noch kurzzeitig auf. Denn irgendwie hat sich die Autorin dann etwas in Nichtigkeiten verloren.

In den ersten zwei Dritteln des Buches passiert irgendwie viel zu wenig. Besonderheiten und Hintergründe werden zwar angedeutet, aber zumeist nicht weiter vertieft. Es plätschert alles ein bisschen vor sich hin und dabei sind manche Situationen auch etwas skurril und nicht immer ganz nachvollziehbar. Im letzten Drittel wurde es deutlich besser, es kam mehr Spannung auf, es gab ein paar interessante Überraschungen auch ein paar konkretere Antworten, auch wenn natürlich noch viele, viele Fragen offen sind.

Ich muss auch sagen, dass ich mit den Charakteren nicht zu 100 Prozent warm geworden bin. Flinn ist mir viel zu oberflächlich geblieben und manchmal konnte ich auch ihre Entscheidungen nicht nachvollziehen. So war mir einfach nicht klar, weshalb sie nicht einfach sofort nach Jonte gefragt hat, das hätte viel Zeit erspart…

Die anderen Charaktere sind definitiv besonders, auch wenn mir hier die Tiefe doch auch etwas zu kurz kam. Manche Nebencharaktere sind schon etwas sehr seltsam und ich fand es komisch, dass sie offensichtlich so nach ihrem eigenen Kopf schalten und walten durften, aber naja, im Kern haben die Besonderheiten neugierig gemacht.

Der Schreibstil ist eigentlich flüssig zu lesen, es gibt viele tolle Details im Welten-Express zu entdecken und die Beschreibungen sind sehr anschaulich, aber er hat doch irgendwie auch noch etwas holprig an manchen Stellen gewirkt. Zumindest kam es mir manchmal so vor, da ich wie gesagt, nicht völlig in der Geschichte versinken konnte und die Emotionen auch nur zum Teil so bei mir ankamen, wie es sein sollte.

Schön fand ich aber schon jetzt die Darstellung der Freundschaft, die sich da entwickelt hat und bestimmt noch weiter entwickeln wird.

Fazit:
Eine Fantasygeschichte mit tollen Ideen, viel angedeuteter Magie und einigen liebenswerten und skurrilen Besonderheiten, jedoch hat die Autorin noch viel Potential ungenutzt gelassen. Auch für einen Auftaktband werden zu wenig Fragen und Hintergründe beantwortet und in den ersten zwei Dritteln passiert allgemein zu wenig. Ebenso sind die Charaktere noch etwas zu blass geblieben, aber ich konnte in allen Bereichen schon die großen Möglichkeiten dahinter entdecken und mich zum Teil auch verzaubern lassen, weshalb ich die Geschichte trotz der Kritikpunkte gerne gelesen habe und auch auf die Fortsetzung gespannt bin. Für dieses Debüt gibt’s von mir knappe 3,5 Sterne.