Auf dem Dach der Welt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
elke17 Avatar

Von

Patrick Woodhead hat für seinen Thriller "Der Wolkentempel" mit Tibet einen Handlungsort gewählt, der reichlich ungewöhnlich und mir nur noch aus den Romanen von Eliot Pattison bekannt ist, und natürlich drängt sich der Vergleich mit diesem Autoren auch bei der Lektüre auf.

Und Woodhead macht seine Sache sehr gut, soweit ich das auf der Grundlage dieser Leseprobe beurteilen kann. Ich denke, dass die beiden unterschiedlichen Handlungsstränge im Laufe des Buches zusammengeführt werden und bin schon sehr gespannt darauf zu erfahren, was englische Bergsteiger mit dem neuen Oberhaupt der Tibeter zu tun haben...

Doch jetzt erst einmal von Anfang an:

Der Prolog handelt zu Zeiten der Kulturrevolution in Tibet. Der 20-jährige Novize Rega muss aus eine Versteck mitansehen, wie sein Tempel von chinesischen Soldaten angezündet wird und dem Raub der Flammen zum Opfer fällt. Die Soldaten wüten mit unvorstellbarer Grausamkeit unter den Mönchen und entdecken schließlich auch Rega, dem einer von ihnen mit Hilfe eines Knotengürtels sein Augenlicht nimmt.

Dann setzt die eigentliche Handlung ein - knapp 50 Jahre später: Luca Matthews und Bill Taylor, zwei englische Bergsteiger, befinden sich auf dem Anstieg zum Makalu, dem fünfthöchsten Berg der Erde im Himalaja. Von dem Basislager aus machen sie sich auf dem Weg Richtung Gipfel, als Luca plötzlich durch die Wolken eine Pyramide sieht. Aber durch die plötzlich einsetzende Höhenkrankheit bei Bill, müssen sie vor Erreichen ihres Zieles umkehren. Luca tut dies äußerst widerwillig und überschüttet seinen Bergkameraden mit Vorwürfen, woraufhin dieser entsprechend kontert und ein Ereignis am Everest erwähnt,was aber leider (noch) nicht entsprechend erklärt wird.  Zwei Wochen später sind sie wieder in England und verabschieden sich leicht unterkühlt voneinander...

Der andere Handlungsstrang wird getragen von der Suche der tibetischen Mönche nach ihrem neuen Oberhaupt, dem zukünftigen Lama, der in Gestalt eines neunjährigen Kindes auf seine Initiation wartet und erst noch in den Tempel gebracht werden muss. Die chinesische Obrigkeit in Gestalt von Leutnant Chen Zhi setzt alles daran, dies zu verhindern und schreckt auch vor Mord an Kindern, die in dieses Raster passen und eventuell der neue Lama sein könnten, nicht zurück, denn die Chinesen wollen für die Tibeter ein Oberhaupt, das auf ihrer Seite steht. Aber das Kind ist bereits in Sicherheit...

Ich fand die Leseprobe schon wegen der ausgefallenen Location klasse und sehr, sehr spannend erzählt. Bei dem Bergsteiger-Teil habe ich mich stark an Jon Krakauers "In eisige Höhen" erinnert gefühlt und fand sowohl die Beschreibung der Gemütszustände der beiden Bergkameraden als auch die Schilderung der Strapazen des Anstiegs zum Gipfel sehr gelungen. Und wie schon eingangs erwähnt, muss Patrick Woodhead den Vergleich mit den Tibet-Krimis eines Eliot Pattison absolut nicht scheuen.

Sehr gut gemacht für einen Erstling, den ich gerne lesen würde!!!