Am Dach der Welt

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tkny Avatar

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Der Wolkentempel – er ist es, den Luca auf seiner Besteigung des Achttausenders Makalu in Tibet für wenige Sekunden erblickt – und der ihn sofort fasziniert. Diese erste Tour müssen sie aufgrund der großen Erschöpfung von Lucas Partner Bill abbrechen, doch zurück in England, in seinem ungeliebten Bürojob, versucht Luca etwas über den Ort in Erfahrung zu bringen und überredet seinen Freund zu einer weiteren Tour nach Tibet.

Dort angekommen spüren sie bereits die Schwierigkeiten, die die chinesische Herrschaft in Tibet mit sich bringt. Ein Visum ist schwer zu bekommen und die Reise darf nur in Begleitung eines Dolmetschers angetreten werden.

Sie überwinden diese Hürden mit Hilfe ihres Bekannten René, der als Brite ein Restaurant in Tibet besitzt, und tauchen schon bald in ihr bisher größtes Abenteuer ein…

Geschichtlich hat sich der Autor wohl die ein oder andere künstlerische Freiheit herausgenommen und viele Details ausgelassen, allerdings kommt die angespannte Stimmung im Land und die Rolle der Chinesen deutlich zum Ausdruck. Als die Reinkarnation des Panchen Lama, des Großen gelehrten Gurus und somit Anführer der Tibeter,  wollen sie einen von ihnen bestimmten Mann einsetzen, weshalb es gilt, den wahren Panchen Lama zu finden und ihn zu töten.

In ihrem letzten verbliebenen geheimen Kloster tragen die Mönche ihr altes überliefertes Wissen zusammen. Doch auch unter ihnen herrschen verschiedene Ansichten. Während die älteren Mönche ruhig und bedächtig abwarten, so möchten die jüngeren sich den Chinesen am liebsten entgegenstellen und kämpfen, da ihnen bereits so vieles genommen wurde und manch einer von ihnen mit den grausamen Foltermethoden und Zerstörungen konfrontiert wurde.

Im Mittelpunkt der Story stehen jedoch Luca und Bill, die beiden Bergsteiger. Ihre Figuren sind am detailreichsten gezeichnet, dies mag daran liegen, dass der Autor selbst ein Abenteurer ist und sich in den beiden Männern am besten wiederfindet. Bill ist der Schwächere, Luca war mir als Leser nur bedingt sympathisch. Er ist ein Kämpfer, der ungern kurz vor dem Ziel aufgibt. Doch im Laufe der Geschichte durchfährt er eine Wandlung, entdeckt seine wahren Stärken und Ziele, die bislang vor dem übermächtigen Vater doch eher versteckt waren.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen, die Welt Tibets ist mir ein Stück näher gerückt mit seinen faszinierenden Landschaften, der alten Religion und der angespannten politischen Situation zu China. Die doch sehr unterschiedlichen Handlungsstränge, die erst relativ spät zusammenkamen machten die Geschichte umso abwechslungsreicher und interessanter. Leider wurde es erst sehr spät im Verlauf richtig spannend und endete dafür zu abrupt.

Dennoch vergebe ich hochverdiente 4 Sterne!