Wortgewandte Wortspiele

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suse9 Avatar

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Ich mag Musik, vor allem klassische. Ohne mich auf spezielles Fachwissen berufen zu können, fühle ich sie, gehe in ihr auf und lasse mich treiben. Weder weiß ich, was der Künstler ausdrücken wollte noch kann ich Technik und Präzision bewundern. Dennoch liebe ich sie.
Dieser Vergleich fiel mir sofort ein, als ich das Buch "Der Wortschatz" in die Hände nahm. Das Cover verzauberte, die Widmung berührte, der Prolog weckte Spannung, Illustrationen lockerten und bereicherten die Geschichte.

Ein Wort auf der Suche nach seiner Bedeutung. Was für eine schöne Idee. Die Geschichte regt dazu an, über die eigene Wortwahl nachzudenken, die Verkümmerung unserer Sprache nicht zu ignorieren und über längst vergangene Begriffe zu staunen. Ich fühlte mich auf den ersten Seiten des Buches sehr wohl und in der Idee gut aufgehoben, verstanden. Der Roman wirkte auf mich wie eine Improvisation: neu, frisch und unerwartet. Hier bemühe ich wieder meinen Vergleich zur Musik. Improvisationen sind oft meisterlich und hochgelobt, allerdings liegen sie mir nicht sonderlich. Man weiß oft nicht, in welche Richtung sie gehen, welche Überraschungen sie bereithalten. Ich aber brauche die Melodie, die vertrauten Pfaden folgt. Zwar lasse ich mich gern überraschen, aber die Musik muss mich dabei umfüllen, wozu Improvisationen oft nicht in der Lage sind.

Und so war es auch hier. Es gab Szenen, die mich trugen und ansprachen, während andere dermaßen skurril und ungemütlich waren, dass ich den Faden verlor. Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass das Wort intensiver seinen Sinn suchen, sich entwickeln würde. Es trieb mir zu oft hin und her, verlor sich fast.

Ich wollte mich in der Geschichte wohlfühlen, konnte es aber nicht vollumfänglich. Allerdings fand ich das Ende sehr gut gelungen. Erstaunlich, wie der Autor es wieder schaffte, den Leser direkt anzusprechen. Ich fühlte mich durchschaut und fast ertappt.

Ein Fazit fällt mir schwer.
Frisch, neu, erstaunlich, skurril und überraschend. Das Buch ist für Leser, die sehr gern zwischen die Zeilen schauen, was mir leider nicht völlig gelang.

Ich bin gespannt, ob Elias Vorpahl noch weitere Ideen hat und in der Lage sein wird, diese in außergewöhnliche Worte zu kleiden, ohne Wortbruch zu begehen.