Wunderschönes Märchen für Sprachfans - und alle anderen

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scherzkeks Avatar

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Das Cover mit seinen blauen Tintenflecken, den fliegenden Buchstaben und dem Schriftsteller in der Mitte finde ich sehr ansprechend und das Buch ist haptisch sehr angenehm.
Der Klappentext verspricht ein aufregendes Märchen für Erwachsene, die jung geblieben sind, und hält dieses meiner Meinung auch.

Zum Inhalt:
Das Wort gerät nach einem Streit mit seinem Vater durch einen unglücklichen Zufall zwischen zwei Stimmbänder, wird ausgesprochen und verliert dabei seine Bedeutung.
Fortan irrt es herum, und versucht, seinen Sinn wiederzufinden. Hier beginnt eine aufregende Reise durch die Welt der Sprache: Das Wort fällt in den Sprachfluss und lernt sterbende Worte kennen, nimmt an einer verrückten Teeparty teil, gelangt in die mächtige Stadt Sprachen, wird gesungen und darf die Wortspiele besuchen...


Wer sich etwas mit fantastischer Literatur befasst hat, dem werden einige Szenarien bekannt vorkommen (Die Teeparty etwa aus 'Alice im Wunderland', oder die Wortspiele aus 'Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär'), und auch wenn einige Ideen im Kern vielleicht nicht brandneu sind, so wurden sie hier doch auf eine geniale, erfrischende Art und Weise umgesetzt.
Der Leser wird hier in die magische Welt der Sprache entführt - nein, wohl eher verführt, und kann dort Dinge entdecken und erleben, über die man sich sonst nie Gedanken gemacht hätte.

Ich muss zugeben, kurzzeitig hatte ich das Gefühl, der Schluss würde der Reise des Wortes nicht gerecht, wäre zu gezwungen oder eher eine Art Notlösung. Dieser Eindruck hat sich dann aber doch schnell gewandelt - anders hätte die Geschichte nicht enden sollen und dürfen.

Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen des Buches, konnte in eine Welt eintauchen, mit der ich mich gern beschäftigte, und werde das Buch bestimmt noch einmal lesen. Selten fühle ich mich der Welt eines Romans so verbunden wie in 'Der Wortschatz'. Ich kann nur sagen: Vielen Dank, Herr Vorpahl!


Eine klare Weiterempfehlung an alle, die Märchen mögen, sich für Sprache interessieren und eigentlich alle, die lesen können.