Ein gutes Buch!

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buchkati Avatar

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Deutschland 1963, Familie Bruhns betreibt in Frankfurt eine gut florierende Gaststätte mit dem Namen „Deutsches Haus“. Die Eltern arbeiten hart, damit es ihren Kindern Stefan (geht noch zur Schule), Annegret (Krankenschwester) und Eva (Dolmetscherin) gut geht. Eva steht kurz vor der Verlobung mit dem Unternehmersohn Jürgen Schoormann. Es sieht also alles nach heiler, spießiger Welt der 60er Jahre aus. Da bekommt Eva überraschend einen neuen Auftrag, sie soll beim „Auschwitzprozess“ die Zeugenaussagen polnisch/deutsch übersetzen. Ein Prozess, bei dem 22 Angeklagte , die in Auschwitz an der Massenvernichtung beteiligt waren, angeklagt sind.

Sie geht erstmal recht naiv an die Sache heran, davon überzeugt, dass „alles schon nicht so schlimm gewesen sein“ kann. Ihre Eltern und Jürgen sehen ihre Tätigkeit auch sehr skeptisch, ihre Eltern weil sie der Ansicht sind, dass man die Vergangenheit ruhen lassen soll und Jürgen, da er denkt, dass die Arbeit bei so einem Prozess nicht schicklich sei für eine Frau an seiner Seite. Die Zeugenaussagen und Geschehnisse rund um den Prozess machen Eva sehr nachdenklich und sie entdeckt im Laufe des Buches Dinge und Geheimnisse, die längst unter einer Hülle des Schweigens verborgen lagen.



Ich denke die kurze Zusammenfassung lässt schon darauf schließen um was es in dem Buch geht und ich welche Richtung sich der Roman entwickelt.



Das Buch ist gelungen für alle, die sich näher mit dem Thema Auschwitz und dessen gerichtliche Aufbereitung beschäftigen wollen. Annette Hess schafft es durch viele Andeutungen und kleine Geschichten den Ereignissen in Auschwitz ein Gesicht zu geben, ohne dabei brutale Details zu erzählen.



Manche Nebenhandlungen sind etwas vorhersehbar und auch nicht relevant für die Hauptgeschichte des Buches. Auch merkt man natürlich, dass Annette Hess schon sehr bekannte Drehbücher geschrieben hat, das Buch lässt sich leicht lesen
und umschreibt das Umfeld und die Zeit sehr gut.


Ich würde das Buch weiterempfehlen als Einstieg für weitere persönliche Recherchen und Erkundigungen , so lautet mein

Lieblingszitat aus dem Buch als Eva selbst nach Auschwitz fährt: „ Man kann alles über Auschwitz wissen. Aber hier zu sein, das ist noch einmal etwas ganz anderes“.

Ich war selbst schon dort und ich bin der Ansicht jeder der die Möglichkeit hat, sollte einmal im Leben dort gewesen sein. Es gibt Geschehnisse, mit denen muss man sich konfrontieren und immer wieder ins Gedächtnis rufen.