Eva, 21 Angeklagte und ihre Opfer

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evelynmartina Avatar

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Eva wird zur Dolmetscherin in die Frankfurter Auschwitzprozesse berufen. Bis dahin hat die junge Eva die Zeit zusammen mit ihren Geschwistern im Hause der Eltern, die eine Gaststätte namens „Deutsches Haus“ betreiben, unbedarft und nichts wissend über deutsche Vergangenheit verbracht und sich vorrangig auf ihre Verlobung mit dem Unternehmersohn Jürgen konzentriert. Doch plötzlich sieht sie sich 21 Angeklagten gegenüber, grausamen Taten und unschuldigen Opfern. Eine Situation, die nicht nur Eva's Leben beeinflussen wird, sondern auch das ihres Umfelds.

Die Drehbuchautorin Annette Hess führt den Leser in ihrem ersten Roman „Deutsches Haus“ zurück in die 1960er Jahre nach Frankfurt, in die Stadt, in der 1963 die Auschwitzprozesse begannen. Sie erzählt ein Stück Zeitgeschichte, die nie vergessen werden sollte, und verbindet sie mit einer ureigenen Lebens- und keinesfalls schnulzigen Liebesgeschichte. Dieser Drahtseilakt gelingt ihr meiner Meinung nach hervorragend: Authentisch und echt die Figuren, klug und durchdacht der Aufbau, einfach und prägnant die Sprache.

Ich bin sofort im Geschehen angekommen und konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Annette Hess fängt den Zeitgeist hervorragend ein und vermittelt die Ignoranz der Täter von damals, ihre grauenvollen Misshandlungen und Morde und das Leiden der Opfer auf beeindruckende Art und Weise. Auch die Entwicklung Eva's vom naiven Mäuschen zur starken Frau habe ich mit großem Interesse verfolgt. Wie die Autorin genauso spannend und teilweise überraschend die offensichtlichen Geheimnisse in Eva's Umgebung peu à peu lüftet, hat mir außerordentlich gut gefallen.

„Deutsches Haus“ mit Deutscher Geschichte - ein bewegender Roman, fesselnd, lehrreich und aktueller denn je.