In einem großartigen Roman verarbeitete deutsche Geschichte

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Eva Bruhns, eine junge Dolmetscherin, wir gebeten, beim ersten Auschwitz-Prozess die Zeugenaussagen der polnisch sprechenden Opfer zu übersetzen. Gegen den Willen ihrer Eltern und ihres Verlobten stellt sie sich der Aufgabe. Zunächst ahnungslos, was die Geschehnisse in Auschwitz während der Nazi-Zeit betrifft, wird der Prozess Evas Leben nachhaltig verändern. Ein Reifeprozess beginnt, der aus Eva eine selbstbewusste Frau macht, die auch die Schuld der eigenen Familie hinterfragt.

Wie schon in ihren Drehbüchern zu den TV-Serien Weissensee und Kuhdamm 56/59 gelingt es der Autorin Annette Hess auch in diesem Roman deutsche Geschichte zum Leben zu erwecken und den Lesern nahezubringen, wobei sie sich hier dem schrecklichsten Kapitel der deutschen Geschichte bzw. dessen Aufarbeitung widmet. Genau dieses Thema zum Inhalt eines Romans zu machen, ist in gewisser Weise ein Drahtseilakt, den die Autorin jederzeit hervorragend meistert. Ihr gelingt ein Buch, das man kaum aus der Hand legen kann und das trotzdem manchmal aufgrund der von Deutschen verübten Gräueltaten nur schwer zu ertragen ist. Ein Buch, dass den Leser niveauvoll unterhält und am Ende mit vielen neuen Erkenntnissen zurücklässt. Aus meiner Sicht deshalb eine absolute Leseempfehlung gerade auch für die Menschen, die die Auschwitz-Prozesse und ihre Wirkung auf die noch junge Bundesrepublik nicht selbst miterlebt haben.