Junge Frau geht ihren Weg

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esther1507 Avatar

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Im Mittelpunkt des Buches steht die junge Eva, die als Übersetzerin für Polnisch in Frankfurt lebt. Sie wird für die anstehenden Prozesse gegen die Verbrechen in Auschwitz (eher kurzfristig als Ersatz) engagiert. Ihre Familie und ihr Verlobter Jürgen sind dagegen, dennoch nimmt Eva die Stelle an.
Im Laufe der Prozesse dringt die Protagonistin immer weiter ein in die Verbrechen innerhalb des KZs, die bis dato nicht bekannt und aufgearbeitet waren. Plötzlich sieht sie sich konfrontiertz mit der Geschichte ihres Landes und bald auch mit der ihrer eigenen Familie.
Insgesamt liest sich dieses Buch sehr flüssig und gut, auch wenn der Inhalt überwiegend beklemmend ist. Durch die detaillierten Zeugenaussagen Überlebender wird einem die Zeit des Nationalsozialismus und des Holocaust erschreckend nah gebracht. Umso unverständlicher ist für den Leser die Haltung der Bevölkerung, die zum großen Teil von dem Prozess und der Aufarbeitung absieht, ja ihn sogar verteufelt und ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte verdrängt. Aus heutgier Sicht unvorstellbar, aber durch das Buch gut aufgezeichnet. Es zeigt, dass in den 60er Jahren jeder sich mit der eigenen Kriegsgeschichte auseinanderzusetzen hatte.
Meiner Meinung nach fängt die Autorin die Stimmung gut ein, verknüpft den Prozessverlauf mit der Geschichte der selbstbewussten Eva.
Ein empfehlenswertes Buch für Leser von Romanen jüngerer deutscher Geschichte wie Carmen Korn oder "Wenn Martha tanzt" von Tom Saller.