Tief bewegend

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dienici81 Avatar

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Die junge Eva wird in den 60er Jahren aus beruflichen Gründen mit den Schrecken von Ausschwitz konfrontiert. Diese Konfrontation verändert sie und ihr ganzes Leben sehr tiefgreifend. Sie beginnt, ihr bisheriges Leben, Werte und Einstellungen in Frage zu stellen.
Der Autorin gelingt es, den Zeitgeist der Kriegsgeneration wiederzugeben. Durch die Beschreibung von alltäglichen, im Kontext teilweise nichtig wirkende, Alltagssituationen gelingt es ein Gefühl dafür zu entwickeln, wonach sich die Menschen zu dieser Zeit sehnten. Die Generation, die den zweiten Weltkrieg und den Holocaust bewusst miterlebt haben, versuchten oftmals, dieses Kapitel zu verdrängen und zu vergessen, wollte keine Verantwortung übernehmen. Man kann aus heutiger Sicht leicht darüber urteilen, aber für den Tod von Millionen von Menschen zumindest mitverantwortlich zu sein, ist auch schwer zu ertragen. Dennoch war es nötig, sie zu übernehmen.
Der Roman zeigt, dass es nicht Monster oder Bestien waren, die zu aktiven Tätern, Mittätern oder auch zu passiven Mittwissern wurden, sondern normale Menschen, Menschen wie du und ich, Menschen, die andere als "gute Menschen" bezeichnen würden. Das macht es eigentlich noch schlimmer.
Eva steht stellvertretend für die nachfolgende Generatione, die aus der 'Starre der Schuld" erwacht, die Augen öffnet, sich aktiv mit der Zeit auseinandersetzt. Sie kann dies tun, da sie nie die Möglichkeit hatte, aktiv etwas gegen die Zustände zu tun. Aber dennoch empfindet sie Schuld. Dies ist auch notwendig, damit dieses kollektive Versagen der Weltgemeinschaft, dieses unfassbare Fehlen von Menschlichkeit sich nicht wiederholt. Man muss sich auch überlegen, was das über die Gesellschaft aussagt, auf welchen Nährboden dieses Gedankengut fallen musste, dass derartige Konsequenzen möglich waren. Alleine, dass ich es nötig halte, dafür zu beten, dass sich sowas nicht wiederholt, sagt doch viel aus.