Vom Verdrängen und Verleugnen

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cilento Avatar

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Deutschland in den 60er Jahren. Eva Bruhns lebt ein wohl geordnetes, geradezu biederes Leben. Die Eltern betreiben ein Restaurant in Frankfurt, das „Deutsche Haus“, die ältere Schwester ist Krankenschwester und der kleine Nachzügler Stephan Liebling der Familie. Eva arbeitet als Dolmetscherin für die polnische Sprache, ihr Verlobter Jürgen ist Juniorchef eines Versandhauses. Die beiden stehen kurz vor der Hochzeit, als Eva die Anfrage erhält, bei den Auschwitzprozessen Aussagen der Überlebenden zu übersetzen.

Obwohl die Eltern und Jürgen dagegen sind, nimmt Eva den Auftrag an und steht plötzlich mitten in der dunkelsten Zeitgeschichte Deutschlands. Ihr Leben verändert sich drastisch mit all dem Wissen und die unangenehmen Fragen an ihre nächsten Angehörigen bleiben zuerst meist unbeantwortet. Bald jedoch stellt sie fest, dass in ihrem Umfeld einiges an teilweise tödlicher Vergangenheit vorhanden ist.

Der Roman ist beklemmend ehrlich und zeigt, wie Handlanger des Nationalsozialismus nach dem Krieg mit ihrer Schuld leben, d.h. sie verdrängen die Tatsache, dass auch Nicht-wahrhaben-wollen schuldig macht.

Der relativ versöhnliche Schluss kommt etwas unerwartet.
Insgesamt aber ein sehr empfehlenswertes Buch.