Wahrhaftig fesselnd

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Das Buch kam leider erst verspätet bei mir an, so dass ich die Rezension erst jetzt schreiben kann. „Deutsches Haus“ ist ein sehr fesselnder, gefühlvoll erzählter aber niemals gefühlsduseliger Roman. Wir begleiten Eva, eine junge Dame, die als Übersetzerin die Möglichkeit erhält, im ersten Auschwitz Prozess zu übersetzen. Zögerlich, aber von einer inneren Kraft getrieben, nimmt sie das Angebot an und setzt sich den grausamen und tragischen Schilderungen der Opfer aus, um deren Stimme im Prozess zu sein. Die Angeklagten sitzen ohne eine Spur von Schuld auf der Anklagebank. Doch Eva trifft nicht nur hier auf Schweigen und Sprachlosigkeit. Auch ihre Eltern scheinen etwas zu verbergen und nach und nach lüftet sich der Schleier, der auf Evas Vergangenheit liegt. Wer ist schuldig? Was ist mit den vielen Menschen, die schwiegen, aus Angst? Eva distanziert sich mehr und mehr von ihrer Familie, die sie eigentlich so sehr liebt. Ihre Verlobung mit dem schwierigen Charakter Jürgen Begleiter das Geschehen und gibt einen Einblick in das Rollenbilder jener Zeit. Zwei Handlungen im Buch fand ich etwas aufgesetzt, die Rolle von Evas Schwester im Krankenhaus und die Aussage ihrer Mutter vor Gericht. Aber alles in allem ein berührender, fesselnder Roman mit sehr viel Tiefgang.