Dreieck des Misstrauens im Blaulichtmilieu

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Der New Yorker Feuerwehrmann Ben hat sich gegenüber seinem Team „Engine 99“ für Andrea/Andy Nearland als neue Kollegin verbürgt und muss nun dafür geradestehen, dass Andy sich in der extrem harten Probezeit bewährt. Wer unter Bens Boss Big Matt dient, muss jederzeit mit einer mörderischen Bewährungsprobe rechnen, die ihn oder sie das Leben kosten kann. Andy wäre verdeckte Ermittlerin des FBI, die sich akribisch auf diesen Einsatz vorbereitet hat – sagt sie. Andy und Ben haben den Deal, dass sie als Gegenleistung für ihr Einschleusen in sein Team nach seiner verschwundenen Frau Luna und deren kleinem Sohn Gabriel suchen wird. Ben ist nicht irgendein Feuerwehrmann, sondern Sozialwaise, in Pflegefamilien aufgewachsen und war bereits erziehungsberechtigt für seinen jüngeren Bruder Kenny, kaum dass er volljährig war. Sollten Matt und die Kollegen Engo/Engelman und Jake nur die geringsten Zweifel an Andys Loyalität haben, würde Ben seinen Job verlieren. Obwohl Kenny inzwischen längst erwachsen und finanziell unabhängig ist, ist Bens Existenzangst noch immer sein schwacher Punkt.

Die legendäre Eliteeinheit der New Yorker Feuerwehr hat offenbar das FBI im Nacken, weil vor spektakulären Raubüberfallen in der Nähe der Tatorte stets kurz zuvor Brände ausbrachen, zu denen jedes Mal Engine 99 ausrückte. Bei der letzten Tat kam ein pensionierter Polizist ums Leben, der offenbar im falschen Moment durch die falsche Gasse spazierte – nicht der erste Tote im Blaulichtmilieu.

Zwischen Big Matt, Ben und Andy hat sich inzwischen ein Dreieck des Misstrauens aufgebaut, in dem jeder jedem etwas schuldet. Ben zweifelt an Andy, u. a. weil er sie extrem attraktiv findet, und daran, dass Luna wirklich aus freien Stücken verschwunden sein soll, Matt fürchtet um die sprudelnden Nebeneinnahmen, Andy versucht vergeblich, ihren Vorgesetzten Nealer („Ich kenne dich besser, als du dich selbst“) abzuschütteln, der sie eher an der Arbeit hindert, solange er ihr im Nacken sitzt – und das Engine-99-Team lässt Andy und Ben derweil nicht aus den Augen.

Im Wechsel erzählen Andy und Ben in der Ichform und in rotzigem Ton, passend zum Pfuhl toxischer Männlichkeit. Rückblenden werfen für Candice Fox‘ Leser:innen nicht nur die Frage auf, welche Vorgeschichte Andy und Ben jeweils mitschleppen, sondern auch, wer von Big Matts Untertanen dessen Vorgeschichte kennt und an seiner Position als Mafia-Boss kratzen könnte.

Durch das „Dreieck des Misstrauens“ ein fesselnder Krimi, für den es sich lohnt, eine Nacht durchzulesen. Mich hat besonders die Spannung eingefangen, wie lange Andy ihre Identität aufrechterhalten kann – und ob sie ein doppeltes Spiel spielt …

4 1/2 Sterne