Überzeichnete Figuren

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murphy12 Avatar

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Immer wenn ich ein neues Buch dieser Autorin sehe, möchte ich es lesen. Dieser Wunsch stammt von den ersten beiden Trilogien, die sie veröffentlicht hat. Diese haben mich vollkommen begeistert. Die danach erschienenen einzelnen Bücher konnten inhaltlich nicht an daran heranreichen. Dieses Buch hatte nach dem Klappentext und den ersten Seiten durchaus Potential, konnte mich jedoch nicht vollends überzeugen.

Die freiberufliche Ermittlerin Andy wird auf eine Feuerwehreinheit in New York City angesetzt. Sie soll undercover ermitteln, wer einen Polizisten ermordet hat, diverse schwere Diebstähle mit erheblichen Schaden verübt hat und soll zudem den Verbleib einer Mutter mit ihres kleinen Sohns klären. Sie ist inoffiziell beauftragt worden und hat somit keine Berechtigungen, eine Ermittlung durchzuführen, sieht sich dadurch auch nicht in der Pflicht selbst rechtmäßig zu handeln. Jegliche notwendige Handlung zur Erreichung des Ziels ist ihr recht. Ben ist Feuerwehrmann und selbst in die Diebstähle verwickelt, will jedoch, dass der Verbleib seiner Freundin und deren Sohns ermittelt werden und ist bereit hierfür seine andere Schuld einzugestehen.

Die Geschichte wird in mehreren Zeitebenen erzählt. Dabei konzentriert sie sich auf den Hauptstrang und wirft kurze Blicke in die Vergangenheit von Ben und Andy. Diese Rückblicke sind datiert und lassen sich gut einordnen.
Die Grundidee der Geschichte hat mir gut gefallen. Leider wirken die Personen dieser Geschichte insgesamt sehr überzeichnet. Es werden viele auffällige Persönlichkeiten skizziert, die alle Probleme und Makel haben. So hat jeder Feuerwehrmann der Einheit unter Beobachtung massive Probleme von Spielsucht bis zu gewalttätigen Aussetzern. Sympathie konnte ich für niemanden richtig entwickeln. Aber auch Andy ist keine leicht zu greifende Persönlichkeit. Sie lebt ständig undercover- kann jeden Job oder erlernt ihn innerhalb einer Woche und hat kein eigentliches echtes Leben, zu dem sie zurückkehren könnte. Für mich waren viele Szenen sehr gestellt und unrealistisch. Schon das Einschleusen von Andy war völlig übertrieben. Sie nimmt so viele Positionen ein (Freundin, neue Partnerin, Bewährungshelferin etc.) und ist gleichzeitig taff und selbstsicher bis hin zur Prügeleien und kurz darauf wieder die kleine schwache Frau, die zurückgehalten werden kann und lediglich droht die Polizei zu rufen, sonst aber nicht eingreift. Ben wird von ihr auch ungefragt als Kanonenfutter benutzt. Sie schützt den Informanten nicht. Zugleich wissen die beiden auch nicht, ob sie sich lieben oder hassen sollen.

Das Buch lässt sich flüssig lesen und ist zweifellos spannend, hat mich jedoch nicht mitgerissen, so dass ich die Aktionen distanziert wahrgenommen habe und das Buch auch problemlos während des intensivsten Spannungsbogens weglegen konnte. Insgesamt bin ich leider wieder enttäuscht worden. Das Buch ist ein solider Thriller- aber sicher kein Highlight.