Ein Höllentrip von vorne bis hinten

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aly53 Avatar

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"Diabolisch“ von Jonas Wagner klang nach einem unfassbar spannenden Thriller.
Ein Buch mit 320 Seiten , das ich normalerweise an einem Tag lese, hat mich mehrere Tage beschäftigt. In diesem Punkt hat der Autor großartige Arbeit geleistet.
Es hat Aggressionen in mir ausgelöst, ich hab den Kopf geschüttelt und es hat mich emotional stark gefordert und buchstäblich an den Abgrund getrieben.
Doch die Frage, die ich mir seit Beginn des Buches stellte, blieb immer noch.
Der größte Schund oder einfach nur verdammt gut konzipiert?

Der Schreibstil des Autors ist unglaublich einnehmend und fesselnd.
Man begegnet hier unglaublich vielen Charakteren. So unsympathisch und speziell. Ach was rede ich. Ganz Holzhausen ist ein Ort der Hölle und des Egoismus, der Maßlosigkeit.
Freiwillig würde man niemals dort wohnen wollen.
Bereits der erste Teil des Buches hat mich moralisch, menschlich und seelisch unglaublich erschüttert.
Du sagst dir immer wieder, das kann es einfach nicht geben.
Wir reden hier von Kindern.
Die angeraunzt, verachtend und unwürdig behandelt werden.
Wo bitte schön ist die Nächstenliebe?
Die Kameradschaftlichkeit?
Es war in meinen Augen so unglaubwürdig, weil man sich das nicht vorstellen möchte. Dass Menschen so agieren, wie sie es hier tun.
Egoistisch, berechnend und gefühlskalt.

Der Autor hat das Ganze in zwei Zeitebenen gegliedert. Das war unglaublich interessant und aufschlussreich. In meinen Augen aber auch sehr vorhersehbar.
Und trotzdem offenbarte sich die Suche, wie nach der besagten Nadel im Heuhaufen.
Die Vergangenheit ist verdammt heftig. Menschlich gesehen ist es kaum zu ertragen, mir als Mutter ist dabei das Herz gebrochen. Und das ist auch ein Punkt, weshalb ich einige Handlungen überhaupt nicht nachvollziehen konnte.
Darüber hinaus gibt es aber auch bereits in diesem Teil Einblicke auf Gewalt, Missbrauch und Unterdrückung. Wer da keinen psychischen Knacks abbekommt, ist ein Übermensch.
27 Jahre später erschüttert eine Mordserie Holzhausen und Ermittlerin Larissa betritt die Bildfläche. Eine überaus robuste Persönlichkeit, die sich nichts vormachen lässt. Ich mochte sie unfassbar gern.
Und diese Mordserie war an Gewalt, kreativen Tötungsmethoden und psychologischen Aspekten kaum zu überbieten. So viel Blut, so viel Hass und Niederträchtigkeit. Das hat mich zutiefst erschüttert und trotzdem konnte ich es nachvollziehen.
Relativ schnell bildete sich ein Muster.
Aber der Autor macht so ein geschicktes Täuschungsmanöver, dass man bald vollends aus der Spur gerät. Das hat mich wirklich beeindruckt und nervlich vor eine immense Herausforderung gestellt.
Darüber hinaus bindet er hier Themen ein, die merklich an die Substanz gehen und so schwer zu verkraften sind.
Verzweiflung, Angst,unglaublich große Wut.
Und jedes Fitzelchen an Gefühlsausbrüchen war so gut nachzuvollziehen.
Ich hab innerlich gebrodelt, war am Abgrund und nervlich so fertig. Selten hat mich eine Story so unglaublich aufgeregt, wie es hier der Fall war.
Es geht hierbei um Schuld und Rache.
Und das sind Aspekte, die wiegen so unglaublich schwer.
Auch wenn dieses Buch mich wirklich herausgefordert hat, so hat der Autor es auch verdammt gut ausgearbeitet.
Ein Höllentrip von vorne bis hinten.

Fazit:
Überlege dir gut, wo du dich niederlässt.
Nach Holzhausen solltest du definitiv nicht ziehen.
Ein Höllenloch, das niemand freiwillig betreten sollte.
Eine perfide Mordserie und eine Vergangenheit, die ihre Schatten über alles legt.
Diese Buch macht eine ganze Menge mit dir. Es saugt dir alles aus, lässt dich nicht nur an der Menschlichkeit zweifeln.
Ein absoluter Höllentrip, verbunden mit ernsten Themen, die sehr gut eingebunden wurden.
Den Autor halte ich mir sicher warm.