Wie viele Tote erträgt ein Dorf?

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justm. Avatar

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Wie viele verdient es? (S.244)

Beides gute Fragen, wenn man bedenkt, daß im kleinen Holzhausen scheinbar ein Mörder umgeht und in nur wenigen Tagen mehrere Einwohner plötzlich auf mehr oder weniger ungeklärte Weise sterben. Was hat es damit auf sich?

Autor Jonas Wagner hatte für sein zweites Buch "Diabolisch" eine ja beinahe teuflisch gute Idee und diese auch in weiten Teilen auch gut umgesetzt, ABER, und es ist ein großes aber, leider schafft er es nicht die unterschwellige Spannung des Vorgängers "Böse" auch hier zu erschaffen.
Alles, was ich während großer Teile des Vergangenheits-Erzählstrangs empfand war Ekel und das Gefühl, daß der Begriff "menschlicher Abfall" bei einigen, der hier erschaffenen Figuren tatsächlich zutreffend ist.

Dazu kommt, daß es etliche "Fehler" im Buch gibt: da wird von einem Kind zunächst behauptet, daß es noch nicht in die Schule geht, während es später doch gemeinsam mit dem Kind eines Zeugen die erste Klasse besucht; ein anderes Kind wird dem falschen Familiengrab zugeordnet und schlußendlich gibt es für eine Person unterschiedliche Todesdaten, die sich um eine ganze Dekade unterscheiden.
Das alles zu der ohnehin schon herrschenden Verwirrung, die beim Lesen aufkommt, weil mit Namen nur so um sich geworfen wird, die man als Leser*in dann versuchen muß zuzuordnen.

Während die Idee zu "Diabolisch", wie gesagt, wirklich gut ist, so bin ich leider von der Umsetzung weniger begeistert, denn neben den eben schon aufgeführten Mängeln, ist leider auch die Auflösung in keinster Weise überraschend, sondern beinahe schon von Beginn an offensichtlich.

Schade, aber ich hatte mir tatsächlich sehr viel mehr vom Buch erhofft.