Asche im Körper

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constanze_pachner Avatar

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Asche im Körper

"Agnete hat die Kontrolle. Die Tage folgen einem festen Rhythmus, sie hat einen guten Job, ihr Körper tut, was man ihm sagt. Doch dann fallen Agnete die Haare aus. Sie findet die Ruhe sich zu erinneren."

Da sind Nächte, die viele kennen, Nächte, die einem das Unbehagen benebeln sollen. Sie beginnen wie Diamanten zu funkeln und enden in der einsamen Dunkelheit, da sie sich nicht aus Freudenstolz, sondern aus flauer Traurigkeit erheben. Sie können düstere Folgen mit sich bringen, die zwar verbrennen, deren Asche sich aber eine Ruhestätte im Körper sucht.

Im Roman #diamantnächte von @hilderodlarsen geht es um Muttersein, Magersucht, Selbstverletzung, Depression, Kontrollwahn, Ausnutzung von Profession, Sexualität, sexuelle Übergriffe, metoo , soziale Klassen, Literatur, Freundschaft, Liebe, selbst erbaute Mauern und die Angst zu viel zu sein mit dem Wunsch ein so winzig Weniges zu werden, welches in einer Umarmung verschwinden könnte. Und dann kommt da auch noch das Thema Malaria herbeigelaufen: körperliches Genesen gleich psychisches Genesen!? - das bleibt für mich in diesem drastischen Kontext, doch eher eine fragliche Komponente.

Das ist irgendwie alles ein bisschen zu viel des Guten. Da drehen sich die zahlreichen Erzählstränge orientierungslos im Korpus eines Tausendfühlers im Kreis, dessen Fühler immerfort nach einer Stringenz suchend in unterschiedliche Richtungen tasten.

Trotz dieser wackeligen Narration strahlt der Roman an zahlreichen Stellen, dort trifft er sprachlich ins Mark und löst das Verlassen einer gedanklichen Komfortzone aus, und lässt Diamanten in die Hemisphäre frei, dessen Anblick man sich nicht entziehen kann.

"Was wir alles tun, wir alle, um die Dunkelheit fernzuhalten, die Unruhe. 'Die kleinen Menschendinge', wie meine Tochter es nennt." (S.155)

Lieben Dank an @parkxullstein und vorablesen für das #rezensionsexemplar