Ein Blick in die Vergangenheit, literarisch ansprechend umgesetzt

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Haarausfall kann körperliche Ursachen, aber auch psychosomatische Ursachen haben und tritt auch nach größeren hormonellen Veränderungen auf, wie z.b. nach einer Geburt.
Agnete, einer Frau Ende 40, fallen plötzlich die Haare aus, und sie vermutet eine körperliche Reaktion auf verdrängte und vergrabene Erinnerungen. Sie geht in ihren Erinnerungen zurück in die Vergangenheit und auf die Suche nach den Ursachen.
Rød-Larson lässt ihre Ich-Erzählerin episodenhaft aus ihrem Leben und aus ihrer Vergangenheit erzählen. Gibt es etwas in ihrem Leben, dass sich in der Retroperspektive vielleicht anderes darstellt, als es tatsächlich passiert ist?
Die Erzählerin merkt, dass sie den Kern ihres Traumas nur umkreist, aber nicht wirklich fassen kann.
Ihre Selbstwahrnehmung und die Frau, die sie seit vielen Jahren zu seien glaubt, stehen ihr im Weg.

Sie muss sich erst erst als Beobachterin von außen betrachten um die wahren Ursachen ihrer Verdrängung zu erkennen.

Dieser Aufbau gefällt mir gut, auch wenn die sprunghafte Erzählweise der ersten Hälfte des Romans meinen Lesefluss öfter unterbricht. Mit der distanzierten Schreibweise und der kontrollierten Art der Erzählerin werde ich stellenweise nicht recht warm und es geht mir nicht nahe.
Literarisch zeichnet sich Rød-Larsens Text stellenweise immer wieder durch wunderbare Passagen aus, die nachklingen.
Inhaltlich werden viele aktuelle und für mich interessante Themen aufgegriffen, die ich allerdings in anderen Romanen schon in konzentrierterer und fesselnderer Art gelesen habe.

Zweifellos ist Rød-Larsen mit „Diamantnächte“ ein anspruchsvoller, tiefgründiger Roman gelungen, den ich gerne gelesen habe, mir aber vermutlich auf Grund seiner emotionalen Distanz und der immensen Vielfalt an angerissenen Themen nicht lange im Gedächtnis bleiben wird.