Gefühlsleben einer Prinzessin

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tintenteufel Avatar

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Als die pompöse Hochzeit von Prinz Charles und Lady Diana die Titelblätter der Printmedien füllte, war ich noch Schülerin und zugegebenermaßen etwas fasziniert von dem Märchen, welches da Wirklichkeit zu werden schien. Umso interessanter war es, jetzt im Rückblick etwas mehr über die Entwicklung dieser Beziehung und vor allem über die Persönlichkeitsentwicklung von Diana zu lesen.
Auch wenn der Roman nicht den Anspruch stellt, historisch genau recherchiert zu sein, ist doch unverkennbar, dass sich die Autorin intensiv mit den Geschehnissen und der Person beschäftigt hat. Ihre Begeisterung für Lady Di spricht aus jeder Zeile. Sie versetzt sich mit bemerkenswerter Empathie in die Lebenssituationen und vermag sie detailgenau und phantasievoll auszuschmücken. Julia Heiland gelingt es, sowohl öffentliche Auftritte als auch das Privatleben hinter den Mauern so aus der Perspektive von Diana zu schildern, dass man das Gefühl gewinnt, ihr selbst sei alles widerfahren.
Doch dies ist auch das Problem des Buches: Die Autorin hat keinerlei Distanz zu Ihrer Protagonistin. Die Schilderung der Entwicklung von der romantisch verliebten scheuen Jugendlichen bis zur Königin der Herzen ist gefühlvoll und nähert sich der Grenze zum Kitsch. Alles ist nur aus Sicht Dianas geschildert. Selbst wenn ihr viel Unrecht getan wurde, wäre es doch interessant gewesen, auch die Sichtweise und Beweggründe der anderen Mitglieder der Königsfamilie kennenzulernen.
Zudem fehlte mir in dem Roman oft eine klar erkennbare zeitliche Struktur. Die schlicht durchnummerierten Kapitel ohne Titel machen den Überblick nicht leichter. Wesentliche Ereignisse wie etwa Hochzeit und Geburt der Kinder nehmen in der Darstellung erheblich weniger Raum ein, als einzelne Begegnungen und Gespräche. Dianas Leben wird zu einem zeitlosen Kontinuum, gefüllt mit Träumen, Hoffnungen und Demütigungen. Dies ermüdet beim Lesen. Schade!