Glanz und Schatten im Palast

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Diana Spencer ist die dritte Tochter des Earl of Spencer. Nachdem die Mutter die Familie verlassen musste, hat sie es schwer. Sie liebt es, zu tanzen, kann damit aber die innere Leere nicht füllen. Im Alter von 16 Jahren lernt sie Prinz Charles kennen. Sie ist fasziniert von dem zwölf Jahre älteren Thronfolger. Auch dessen Familie hält die junge Adelige für die passende Partnerin an seiner Seite. Nur er ist davon nicht überzeugt und vor allem nicht gewillt, seine wichtigste Person im Leben aufzugeben. 18 Jahre später geht dazu ein Satz um die Welt: „It was a little bit crowded“, sagt die Prinzessin der Herzen über ihre Ehe und spricht damit offen die außereheliche Beziehung ihres Ehemannes an. 1997 kommt es zu dem tragischen Unfall in einem Tunnel in Paris. Die am häufigsten fotografierte Frau stirbt und die ganze Welt trauert.

Julie Heiland zeichnet in ihrer Romanbiografie das Leben von Diana, der Prinzessin von Wales, nach. Es scheint ein Leben der Superlative zu sein. Diana wohnt in einem Palast, ist mit dem Thronfolger Englands verheiratet, Mutter von zwei Söhnen und engagiert sich für die, die ihr am Herzen liegen. Sie leidet aber auch. Die Kälte ihres Umfeldes kompensiert sie nur ungenügend in ihren Aufgaben. Sie sehnt sich nach einem liebevollen Zuhause und darf lediglich die hübsche Dekoration bei Empfängen sein. Diese Fakten sind seit langem bekannt aus zahlreichen Biografien, wie beispielsweise der von Tina Brown, der damaligen Chefredakteurin des Magazins Tatler. Sie führte immer wieder Interviews mit der Prinzessin, bis sie ein ungefähres Bild von dem Menschen hatte, der sich hinter der Fassade der repräsentativen Frau verbarg. Heiland ist zu jung, um Diana noch gemäß ihrer beschriebenen Zeit erlebt zu haben, hat aber akribisch recherchiert. Daraus ist ein flüssig zu lesender Roman entstanden, der nahezu zwei Jahrzehnte in Erinnerung ruft, die gleichzeitig auch die erfolgreichsten für Paparazzi waren.

Diana war sicherlich eine Person, die polarisierte. Die Menschen jubelten ihr zu und sie genoss diese Zuwendung. In ihrer Zeit veränderte sich in Großbritannien aber auch die Politik und die gesellschaftliche Meinung. Einen Skandal wollten die Windsors in jedem Fall vermeiden. Wenn man sich das von Christiane Marx vortrefflich eingelesene Hörbuch anhört, kommt man unweigerlich ins Grübeln, ob die Königsfamilie das Unglück nicht billigend in Kauf genommen hat. Der zweite Teil des Romans handelt von dem Scheitern der Ehe und dem Aufstieg Dianas in der Öffentlichkeit. Ihr Interview hatte mehr als 22 Millionen Zuschauer und damit mehr als so manches Endspiel im fußballverrückten England. Was für uns Außenstehende damals als Ende einer Ehe aussah, war tatsächlich die Befreiung einer Gefangenen aus ihrem goldenen Käfig. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir das tatsächliche Ende noch nicht ahnen. Die Stimme von Marx vereinfacht es in fast 15 Stunden Laufzeit, die wechselnden Emotionen nachzuempfinden und Empathie für die Königin der Herzen zu wecken. Sie senkt die Stimme bei männlichen Sprechern und variiert bei den weiblichen Personen. Jeder Beteiligte ist schnell zuzuordnen. Wie es vor einem Vierteljahrhundert tatsächlich gewesen ist, werden wir nicht mehr mit Gewissheit erfahren. Von daher ist die interpretierte Geschichte über das alptraumhafte Märchen ein toller Hörgenuss.