Falscher Titel und Untertitel

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raschke64 Avatar

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Pico ist 13 und hat sich seine Ferien all inclusive am Meer und mit Animation vorgestellt. Stattdessen hat seine Mutter ein Grundstück mit einer kleinen Hütte in den Donauauen bekommen und so verbringt die Familie (Vater, Mutter, Pico und seine kleine Schwester) den Urlaub in einem Wald an der Donau. Neben den älteren Nachbarn lernt Pico auch Juanita kennen, die Enkelin, die im gleichen Alter wie Pico ist und sich sehr für Biologie interessiert. Ansonsten beinhaltet der Urlaub sehr viel Natur, alle möglichen Pflanzen und Tiere, Mücken, Fische Hirschkäfer, Vögel und eben auch ab und zu mal Biber. Eines Tages wird einer davon tot aufgefunden und natürlich will man den Täter ermitteln.

Das Buch ist für Kinder ab zehn Jahren gedacht und trägt als Untertitel: ein Naturschutz–Krimi. Es ist mit sehr schönen Bildern illustriert, zum Teil farbig, zum Teil in schwarz-weiß. Besonders die kleinen Schwarz-Weiß-Zeichnungen fand ich entzückend. Auch die farbigen Illustrationen sind so schön. Es erschließt sich mir allerdings nicht die willkürliche Verteilung im Buch. Nur als Beispiel: die Geschichte in Kapitel 10 ist mit einem Bild versehen, das dann allerdings erst nach Kapitel 11 erscheint.

Ansonsten ist das Buch gut zu lesen. Ich weiß allerdings nicht, ob 10-jährige Leser/innen mit den vielen Fremdwörtern gut klarkommen. Die Autorin ist Österreicherin und verwendet logischerweise viele spezielle österreichische Begriffe und Bezeichnungen. Für Deutsche dürfte das etwas schwierig sein. In dem Falle wäre zumindest für die Leser außerhalb Österreichs ein Register/Legende am Schluss des Buches gut gewesen.

Gut gefallen hat mir, dass die Leser/innen den Naturschutz vermittelt bekommen. Auch wenn es manchmal etwas sehr plakativ beschrieben war, ist doch niemals ein erhobener Zeigefinger zu bemerken und die Empfehlungen werden eher indirekt ausgesprochen, so dass sich die Leser/innen eigene Gedanken machen können.

Was mich aber sehr stört, ist der Titel „Dicke Biber“ und der Untertitel „Naturschutz-Krimi“. Das Buch ist 250 Seiten dick und so richtig tauchen die Biber das erste Mal etwa ab Seite 150 auf. Und man erfährt recht wenig über die Lebensweise u. ä. der Biber (und warum eigentlich „dick“?). Der sogenannte Krimi beginnt dann noch viel, viel später — nämlich auf den letzten 20 Seiten. Die Auflösung gibt es dann wenige Seiten später. Wer sich also Spannung in dem Buch verspricht, wird sie fast gar nicht finden. Damit finde ich speziell den Untertitel sehr schlecht ausgewählt, um es mal nett zu formulieren. Und das Ende auch ziemlich abrupt und unbefriedigend.

Mein Fazit: das Buch erzählt eine schöne Geschichte, allerdings unter einem falsch gewählten Titel. Besonders hervorheben möchte ich die wunderbar gelungenen Illustrationen. Ich würde eine Leseempfehlung ansprechen, allerdings hat das Buch für mich eindeutig noch Luft nach oben.