Akribisch, detailliert, stimmig. Und fesselnd von Anfang bis Ende.

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druckdeufel Avatar

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Als im Jahr 1999 in dem beschaulichen Mount Pleasant an der US-amerikanischen Ostküste die junge Alaska Sanders ermordet aufgefunden wird, ist der Schuldige schnell gefunden: Ihr Freund Walter behauptet, gemeinsam mit einem Kumpel die Tat begangen zu haben.
Doch elf Jahre später sät eine Nachricht Zweifel in Sergeant Gahalowood, der damals an den Ermittlungen beteiligt war. Zusammen mit dem erfolgreichen Autor Marcus Goldman begibt er sich auf eine neue Spurensuche.
Joël Dicker weiß, wie er Leser einfängt und durch fast 600 Seiten hindurch an sein Buch fesselt. Häppchenweise lässt er seinen Helden Erkenntnisse zukommen, die sie fortlaufend neu sortieren müssen und die immer wieder die Sicht auf das Geschehen radikal umändern. Wie die Scherben eines zerbrochenen Spiegels, die, scheinbar passend zusammengesetzt, doch nur ein Zerrbild der Wirklichkeit zeigen, und beim nächsten Hinweis abermals komplett umstrukturiert werden müssen, nur, um sich wenige Seiten später ebenfalls als Trug zu entlarven.
Auch dieser Fall ist, wie sein Vorgänger „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ höchst komplex, minutiös konstruiert und unglaublich akribisch ausgearbeitet. Und obgleich es ständig Wechsel in den Zeitebenen und viele Einschübe von Zeugenberichten gibt, fällt es erstaunlich leicht, dem verwirrenden Rätsel zu folgen. Der Roman stellt einerseits einen hohen Anspruch an die Konzentrationfähigkeit seiner Leser, gleichzeitig bietet er durch Dickere Schreibstil und dezente Hilfen wie unauffällige Wiederholungen und laufende Orts- und Zeitangaben genug Hilfen, um diese Anforderung zum Vergnügen zu machen.
Übrigens lässt sich der Band auch ohne Kenntnis des ersten Falls lesen, zu empfehlen ist es aber nicht. Zu oft wird Bezug genommen, teilweise tauchen die selben Personen auf und entwickeln sich und ihre Beziehungen untereinander.
Genau hier wird es mitunter etwas pathetisch. Echte Männerfreundschaften eben. Doch wer könnte so kleinlich sein, sich bei solchem Unterhaltungswert tatsächlich daran zu stören?