Ein komplexer und gelungener Krimi

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silvandy Avatar

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Von Joël Dicker habe ich bereits ein Buch gelesen, aber es war nicht „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“. Hierzu muss ich sagen, dass vieles zum Vorgängerband in Rückblenden erklärt wird. Da ich anfangs noch nicht wusste, wie ich das einsortieren soll, haben mich die ständigen Anspielungen zum Fall Harry Quebert fast ein bisschen genervt. Doch irgendwann hat es auch für mich gepasst und rückblickend muss ich sagen, man kann dieses Buch durchaus ohne Kenntnis des Vorgängerbandes lesen, aber ich würde tatsächlich empfehlen, zuerst „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ zu lesen.
Den Schreibstil von Joël Dicker finde ich klasse. Die Story liest sich leicht und der Autor beschreibt die ganze Szenerie sehr detailliert. Seien es Landschaften, zwischenmenschliche Probleme oder die Gefühle der Protagonisten. Als Leser ist man dadurch direkt in der Story und kann die Ermittlungen fast live miterleben.
Und hier muss man in der Hörbuchversion gut aufpassen, denn neben unterschiedlichen Zeitebenen gibt es auch einige verschiedene Perspektiven. An welcher Stelle der Geschichte man gerade ist, wird über die Kapitelüberschriften deutlich gemacht und man muss aufpassen, dass man diese nicht überhört.
Durch die Rückblenden gibt es weitere Einblicke zu den Protagonisten, die alle sehr tiefgründig und meiner Meinung nach authentisch geschaffen wurden.
Nachdem Alaska Sanders im Jahr 1999 ermordet wurde, fand man den Täter relativ schnell und dieser wurde dann auch verurteilt. Der damaliger Ermittler Sergeant Perry Gahalowood erhält einen anonymen Hinweis, die ihn an den Ergebnissen von damals zweifeln lässt. Daher nimmt Gahalowood die Ermittlungen wieder auf, ihm zur Seite steht Marcus Goldmann, der im Buch ein erfolgreicher Autor ist und der die Geschichte von Harry Querbet veröffentlicht hat.
Die Ermittlungen sind interessant und es gibt einige Wendungen, die den Fall dann in einem anderen Blickwinkel erscheinen lassen. Und wenn am Ende war ich absolut begeistert, da wirklich jedes Puzzleteil seinen Platz gefunden hat und dies hat dann sehr viel Sinn gemacht. Das ist eine Spezialität des Autors, die mir als Leser viel Spaß macht. Ich rätsele gerne mit, aber bei Dicker erfährt man dann immer, wieso die einzelnen Puzzleteile genau an diesen Platz sein müssen. Mir gefällt es, wenn die Fäden dann alle entworren sind mitsamt den Hintergründen und dem wieso und warum. Dafür verzeiht man kleine Logikfehler, wie zum Beispiel, weshalb die ersten Ermittlungen so oberflächlich waren.

Das Hörbuch hat Torben Kessler gelesen und mir hat sein Vortrag sehr gut gefallen. Er hat die Emotionen gut rübergebracht und ich konnte die Protagonisten unterscheiden. Beim Vorlesen unterscheiden sich diese manchmal nur in kleinen Nuancen, aber die haben schon ausgereicht. Durch die vielen Zeit- und Perspektivsprünge muss man beim Hörbuch zwar am Ball bleiben, aber ich hatte trotzdem unterhaltsame und kurzweilige Hörstunden.