Solider Roman mit kleineren Schwächen

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„Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ war mein Lesehighlight des Jahres 2019 – dementsprechend groß war meine Freude, als ich die Ankündigung zu „Die Affäre Alaska Sanders“ gesehen habe. Das Buch erscheint heute, am 01.06.2023 – ich durfte das Buch netterweise schon vorab lesen, was in Anbetracht meiner Vorfreude ein wirklicher Segen war.

Ein Hauptcharakter des Buches ist Marcus Goldmann, ein berühmter Autor, den wir bereits aus „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ und „Die Geschichte der Baltimores“ kennen. Wie der Klappentext vermuten lässt, geht es um den Mordfall Alaska Sanders, der sich 1999 in einem Ort an der Ostküste Amerikas ereignet hat. Die zweite Hauptzeitebene ist das Jahr 2010, in dem Marcus engen Kontakt zu seinem Bekannten, Perry Gahalowood hat – der Sergeant war damals an den Ermittlungen zum Mordfall beteiligt. Marcus ist mittlerweile ein berühmter Schriftsteller, dessen Werk verfilmt wird. Auch privat scheint es endlich bergauf zu gehen – aber auch sein Leben wird durch die aktuellen Ereignisse wieder gehörig auf den Kopf gestellt. So wird er in die neuen Erkenntnisse zum Fall Alaska Sanders hineingezogen und findet sich wieder in einer Art Ermittlung vor, die Schreckliches ans Tageslicht bringt.

Wie „In die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ erstreckt sich die Handlung über mehrere Schauplätze und Zeitebenen. Aufgrund des Kleinstadt-Settings sind darüber hinaus sehr viele Charaktere involviert, die in irgendeiner Form Einfluss auf das Geschehen nehmen. Für mich war trotz der vielen Beteiligten immer ein roter Faden zu erkennen und ich konnte mir gut merken, wie die Charaktere zueinander stehen. Im zweiten Drittel waren mir die Ausführungen dann aber deutlich zu detailliert – hier gab es aus meiner Sicht viele Informationen, die für die eigentliche Handlung nicht relevant waren und eher zum Ausschmücken dienten. Dazu zählt auch Marcus Privatleben – ich fühlte mich durch diese Ausschweifungen nicht näher mit dem Charakter verbunden, sondern bei mir kam teilweise Frust auf, weil ich wissen wollte, was mit Alaska Sanders passiert ist.

Die Verweise auf Schauplätze, Personen und Ereignisse aus den anderen beiden Büchern haben mir sehr gut gefallen – es war, als würde sich ein Kreis schließen und ich fühlte mich richtig im Goldman-Universum angekommen. Dadurch konnte ich mir die Handlungsorte und Personen plastisch vorstellen und sah die Geschehnisse vor meinem inneren Auge. Das ist etwas, das mir an Joel Dickers Büchern immer wieder auffällt und ihn von anderen Autoren abhebt. Der Charakter Harry Quebert ist mir in diesem Buch dann aber leider zu kurz gekommen. Die Aufmachung des Buches hatte bei mir den Eindruck erweckt, dass er zentraler an der Handlung beteiligt sein wurde, tatsächlich blieb er eher als Nebenfigur im Hintergrund. Die Entwicklungen um ihn empfand ich grundsätzlich als spannend, ich hätte aber gerne mehr von ihm gelesen. Gegen Ende hin nimmt die Handlung dann nochmal richtig an Fahrt auf und bezüglich der Aufklärung um Alaskas Tod gibt es einige unvorhersehbare Wendungen – da standen mir fast die Haare zu Berge und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Diese grandiose Aufklärung hat mich dann wirklich überzeugt.

Insgesamt hat mir „Die Affäre Alaska Sanders“ gut gefallen, auch wenn aufgrund der erwähnten Schwächen meine Erwartungen nicht voll erfüllt wurden. Aus meiner Sicht wäre problemlos möglich, das Buch um 150 Seiten zu kürzen, ohne dass etwas wichtiges verloren geht. Ich empfehle das Buch insbesondere allen Fans von Harry Quebert und denjenigen, die detaillierte Romane mit Kleinstadtsetting mögen.