Verhängnisvolle Affären!

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isleofharris Avatar

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Das Cover des Buches hat mich persönlich sofort angesprochen. Es zeigt eine Tankstelle in einer tristen sowie bedrohlich wirkenden Landschaft (dunkler Wald und Himmel), was ein latentes Gefühl des Dramas beim Betrachter hinterlässt. Zudem drückt es Einsamkeit und Isolation aus. Gleichzeitig stellt die Tankstelle, die hell erleuchtet ist mit den in roter Signalfarbe gestalteten Zapfsäulen, die sich im Zentrum des Bildes befinden, einen Zufluchtsort dar.

Der Plot entfaltet sich hauptsächlich in der Kleinstadt Mount Pleasant, an der amerikanischen Ostküste, wo man ein angenehmes, unkompliziertes Leben führen kann und wo jeder jeden kennt. Die Kleinstadtidylle wird jedoch durch einen Mord an einer jungen Frau erschüttert. Beim Mordopfer, Alaska Sanders, handelt es sich um eine bildhübsche, freundliche und intelligente junge Frau, die in ihrem Heimatort Salem einige Schönheitswettbewerbe gewonnen hat und eine Schauspielkarriere anstrebt. Umso unerklärlicher ist ihr plötzlicher Weggang, um bei ihrem Freund Walter in Mount Pleasant zu wohnen und Geld in einer Tankstelle zur Finanzierung ihres Lebensunterhaltes zu verdienen. Als sie dann ermordet an einem See aufgefunden wird, ist der Schuldige schnell gefunden. Elf Jahre später wird der Fall jedoch wieder aufgerollt und die Vorfälle der Vergangenheit erscheinen alle in einem anderen Licht.

Es ist anfänglich schwierig und verwirrend als Leser in die Handlung einzusteigen, was auf den ständigen Wechsel der Zeitebenen und Erzählperspektiven zurückzuführen ist. Die Spannungskurve wird am Beginn der Handlung erzeugt und wird bis zur letzten Seite der Auflösung aufrechterhalten. Allerdings sind der Verlauf und die Entwicklung der Handlung zäh und schwerfällig. Trotz dieser Kritikpunkte bleibt man als Leser „hängen“. Man wird durch Aussagen wie ("Was mir Chief Lansdale anschließend erzählte, machte mich sprachlos...") ermuntert weiterzulesen, da man letztendlich doch gerne wissen möchte, wer den Mord begangen hat und welches Tatmotiv dahintersteckt . Es kostet jedoch Energie im Hinblick auf die Komplexität des Ereignisse durchzuhalten. Jede Entdeckung der Hauptermittler, die aus einem Sergeant und einem Schriftsteller bestehen, offenbart neue Informationen und Fragen, Widersprüche und enthüllt eine Vielzahl an Geheimnissen.

Die Charaktere sind einfach gestrickt und werden recht oberflächlich beschrieben; lediglich die Beschreibung der Umgebung bzw. der einzelnen Locations wird detailliert und lebendig gehalten. In diesem „Whodunit-Krimi“ bei dem der rätselhafte Mord und dessen Aufklärung im Fokus stehen, werden darüber hinaus weitere Themen wie Schriftstellerei, Polizeiarbeit, Liebe, Verlust, sexuelle Orientierung und Freundschaft behandelt.

Der Schreibstil ist leicht verständlich und flüssig; die Dialoge erscheinen zeitweise banal. Die Auflösung des Falls besteht aus zahlreichen unerwarteten Wendungen und Überraschungen. Diese sind jedoch extrem überladen, erscheinen konstruiert und somit unglaubwürdig.

Fazit: Leider hat das Buch meine Erwartungen nicht erfüllt. Es erfordert Geduld und Ausdauer bis zum Ende der über 500 Seiten durchzuhalten und nicht aufzugeben. Der Erzählstil macht das Lesen zu einer teilweise ungewöhnlichen Erfahrung, wirkt aber phasenweise ermüdend. Relativ unterhaltsame Lektüre, die man lesen kann, aber nicht unbedingt muss.