Wer war der Täter?

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buecherfan.wit Avatar

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In „Die Affäre Alaska Sanders“, Joel Dickers neuem Roman, ermittelt wieder das Duo Sergeant Perry Gahalowood und Autor Marcus Goldman, die wir aus „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ bereits gut kennen. Es geht um den Mord an einer jungen Frau 11 Jahre zuvor. Der Fall Alaska Sanders galt eigentlich als aufgeklärt. Ein Täter kam bei der Vernehmung ums Leben, der andere wurde zu lebenslänglich verurteilt, nachdem er auf Anraten seiner Anwältin auf „schuldig“ plädiert hatte, um nicht die Todesstrafe zu riskieren. Er sitzt seit damals im Gefängnis. Seine Anwältin und seine Schwester kämpfen seitdem mit einer Gruppe von Unterstützern um die Wiederaufnahme des Verfahrens, weil sie an seine Unschuld glauben. Der Ermittler und der Autor wollen der Sache auf den Grund gehen und finden schon bald Anzeichen für einen Justizirrtum. Im Verlauf der mit über 570 Seiten recht umfangreichen Geschichte gibt es immer neue Verdächtige, immer neue Spuren. Wenn der Leser ca. 100 Seiten vor Schluss glaubt, nun sei der wirkliche Täter gefunden, wird er eines Besseren belehrt. Man darf bis zum Ende nicht glauben, was man liest. Das lehrt schon „Die Wahrheit…“, als dessen Fortsetzung der vorliegende Roman konzipiert wurde.
Ich habe das Buch trotz der epischen Breite gern gelesen, zumal mich die Konstruktion des Romans im Roman mit dem fiktiven Autor Goldman, der die Bücher des real existierenden Autors Dicker schreibt, durchaus überzeugt, aber es gibt schon Dinge, die mir weniger gefallen. Wenn man den Vorgänger kennt, vermisst man Originalität bei den Plotideen und den Schauplätzen, stößt sich an zu vielen Wiederholungen. Auch die Protagonisten Perry und Marcus sind hinlänglich bekannt, und ich finde ihre kleinen Reibereien nicht mehr besonders witzig. Auch stört mich die Eigenwerbung des Autors für seine anderen Romane, auf die er ständig Bezug nimmt, als ob er die Verkaufszahlen noch einmal positiv beeinflussen wollte. Im Übrigen gehe ich jede Wette ein, dass sein nächstes Buch den Titel „Die Affäre Gaby Robinson“ haben wird. Dennoch bleibt Dicker für mich ein durchaus lesenswerter Autor, der trotz der genannten Mängel einen gewissen Sog auf den Leser ausübt.