Brauchbarer Krimi, unnötige Romanze

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karrrtigan Avatar

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Als Sommerlektüre ist das Buch ganz brauchbar, werde mich aber wahrscheinlich schon in ein paar Wochen kaum noch daran erinnern. Das Setting und die Prämisse sind super, es wird aber leider etwas zu wenig draus gemacht. Was dem Autor gut gelingt, ist dass er keine klischeehafte Verteilung der beteiligten Parteien in "die guten Westdeutschen und Amerikaner gegen die bösen Kommunisten" vornimmt, was sehr leicht hätte passieren können, sondern das "dreckige" Geschäft der Politik auch auf jeder Seite auch so dargestellt wird. Wirklich *gut* ist niemand in Deutschland 1953.
Der Krimi-Plot war interessant, wenn in der Ausarbeitung vielleicht auch noch ein bisschen Luft nach oben ist (selten so eindeutiges foreshadowing gesehen, und das gleich mehrfach. Wenn ein bestimmter Nebencharakter innerhalb von wenigen Seiten scheinbar grundlos mehrfach erwähnt wird, wer ist dann noch überrascht, dass es mit diesem Nebencharakter vielleicht mehr auf sich hat?) und die James-Bond-esquen Actionszenen vielleicht nicht ganz zu dem politischen Realismusgedanken passen.

Umso klischeehafter ist dann die Romanze, die nur anstrengend ist und zur Handlung absolut gar nichts beiträgt. Können wir bitte mehr Krimis haben, in denen ein Mann und eine Frau als Partner Fälle lösen ohne direkt miteinander ins Bett zu hüpfen oder nach einer Nacht ineinander die große Liebe sehen, und dabei für jeden offensichtlich absolut nicht zueinander passen? Wenn schon ein Romance-Subplot sein muss, dann bitte die Charaktere und Storyline auch richtig soweit ausarbeiten, dass ich als Leser die beiden auch zusammen sehen will. Wenn das Buch das nicht hergibt, vielleicht die Beziehung einfach mal bei einer Partnerschaft belassen. Der "Amerikaner-und-Kommunistin"-Angle allein macht's nicht interessant, wenn man nichts draus macht außer oberflächlichen Streiterein. Entweder bitte richtig oder gar nicht, alle Szenen zwischen den beiden habe ich irgendwann nur noch quer gelesen, weil sie einfach den Rest des Buches, der ja nicht schlecht war, im Gesamteindruck so runtergezogen haben.

Das Cover im Metallic-Look finde ich aber übrigens extrem schick!