Der Werwolfjäger

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rebekka Avatar

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„Die Akte Adenauer“ ist wieder so ein Buch, das mich zwiespältig zurücklässt.

Keine Frage: Die Geschichte des Deutsch-Amerikaners Philipp Gerber, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Beamter des neu eingerichteten Bundeskriminalamtes eine Rotte der rechtsradikalen „Wölfe Deutschlands“ enttarnt und zerschlägt, ist gut geschrieben und für geschichtsbewusste Leserinnen und Leser eine interessante Lektüre. Ralf Langroth hat einen flüssigen Schreibstil, verliert nie den roten Faden, baut geschickt Spannung auf und kann sich und seine Leser gut in die Zeit der jungen Bundesrepublik versetzen. Obwohl er lange und gründlich recherchiert hat, artet seine Schilderung der Ränke und Intrigen damaliger Politiker nie in oberlehrerhaftes Dozieren aus.

Und dennoch gibt sein Buch Anlass zu Kritik: Langroths Personenführung ist in vielen Fällen nicht schlüssig. Der „Leitwolf“ beispielsweise hätte sich in der Zeit vor seiner Enttarnung nie und nimmer so verhalten, wie er es in diesem Buch tut. Er hätte Gerber viel mehr Knüppel zwischen die Beine geworfen. Auch die kommunistische Journalistin verhält sich merkwürdig: Da benutzt ein Kripobeamter ungefragt ständig ihr Auto und sie lässt das ohne Widerworte zu? Die Kollegen, die dem Amerikaner mit deutschen Wurzeln anfangs mies behandeln, sind von einem Moment auf den anderen auf seiner Seite? Und die Amerikaner lassen ihn am Ende einfach so gehen?

Trotz dieser Unstimmigkeiten werde ich das nächste Buch „Ein Präsident verschwindet“ sicherlich auch lesen. Die mysteriöse Geschichte um die Entführung (oder das Überlaufen) des Verfassungsschutzpräsidenten Otto John ist wahrscheinlich höchst spannend.