Max Heller bekommt Konkurrenz

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Mit Frank Goldammers Kommissar Max Heller hat bereits vor einiger Zeit ein Ermittler die Bühne betreten, der in der sowjetischen Besatzungszone und der noch jungen DDR seine Fälle zu lösen hat. Der Autor Ralf Langroth schickt nun Philipp Gerber ins Rennen, der in der noch jungen Bonner Republik als frisch versetzter Kriminalhauptkommissar beim BKA den Mord an seinem Vorgänger aufklären soll. Doch Gerber hat ein Geheimnis: seine Familie ist nach Hitlers Machtergreifung in die USA emigriert und Gerber, der in der US Army gegen die Nazis gekämpft hat, ist (wie der Ermordete) in Wirklichkeit ein Agent des US-Militär-Geheimdienstes. Schnell wird klar, dass ein Netzwerk aus Altnazis und den Kindern dieser Kriegsverbrecher verantwortlich für den Mord ist. Doch das eigentliche Ziel ist ein anderes: noch vor der Wahl zum zweiten deutschen Bundestag in wenigen Wochen soll Herbert Wehner, der Spitzenkandidat der SPD und Hauptkonkurrent Konrad Adenauers ermordet werden. Adenauer beauftragt Gerber, das Leben des Sozialdemokraten zu schützen.
Die 50er Jahre waren in der Bundesrepublik eine politisch spannende Zeit, Konrad Adenauer versuchte, die Souveränität der jungen Republik zu gewinnen und setzte dabei auf eine strikte Anbindung an den Westen, die Kommunisten streben eine Annäherung an die Sowjetunion an. Und mittendrin steckt Philipp Gerber in einem Konflikt zwischen der Loyalität zu seinem Heimatland Deutschland und zu den USA, die seiner Familie eine neue Heimat geworden sind. Dass er im neu gegründeten BKA nicht sicher ist, wem er trauen kann, da auch hier viele ehemalige SS-Männer eine neue berufliche Heimat gefunden haben, macht seine Aufgabe auch nicht leichter.
Langroth verbindet hier geschickt einen Kriminalfall mit bundesrepublikanischer Nachkriegsgeschichte, wobei er mit Konrad Adenauer, Herbert Wehner und Robert Lehr, dem zweiten Innenminister des Kabinetts Adenauer nach Heinemanns Rücktritt auch historische Persönlichkeiten in den Roman einbindet. Für mich einer der Romane des ersten Halbjahres 2021.