Packender Krimi aus den frühen Tagen der jungen Bundesrepublik

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Im Prolog und in einigen Rückblenden treffen wir auf den jungen Philipp Gerber, der in den letzten Kriegstagen mit den Amerikanern in seiner alten Heimat Deutschland gegen die Nazis kämpft. Nun, nur wenige Wochen vor der Wahl zum zweiten deutschen Bundestag im Jahr 1953, ist sein Einsatz erneut gefragt. Gerber wird als Kriminalhauptkommissar beim noch jungen BKA eingesetzt: Hier soll er den verdächtigen Tod seines Vorgängers aufklären. Der Fall führt ihn und uns tief in die Verflechtungen deutsch-amerikanischer Nachkriegspolitik. Dabei geht es in Ralf Langroths Krimidebüt quasi um alles: um nichts weniger als den Fortbestand der noch jungen Bundesrepublik.
Mit viel Zeit- und Lokalkolorit wird im Bonn der 50er Jahre geraucht und geprügelt, Auto gefahren und Filterkaffee getrunken. Es geht auf und ab durch die Stadt und das Siebengebirge, flussab und -auf den Rhein entlang und bis nach Köln. Wir treffen auf alte Nationalsozialisten und junge Kommunisten, auf Politiker, Zeitungsleute, Polizisten und Militärs. Viel Action und einige Enthüllungen lassen keine Langeweile aufkommen. Auch das Geheimnis, was es mit der „Akte Adenauer“ auf sich hat, wird schließlich gelüftet und lässt die Spannung weiter steigen. Etwas klischeehaft kommt dabei die nebenbei erzählte Liebesgeschichte daher – und auch insgesamt entsprechen die Frauenfiguren gänzlich den Geschlechterrollen der Zeit.
Letztlich bleibt die Hauptfigur fast so mysteriös wie der Autor: Ralf Langroth, über den wir nur wissen, dass seine Sachbücher bereits in 15 Sprachen übersetzt wurden, rückt auch bei der Vorstellung seiner Hauptfigur nur langsam mit weiteren Informationen heraus, gibt selbst bei Rückblenden und im Traum nicht alle Informationen preis und belässt es häufig bei bloßen Andeutungen. So bleibt die Spannung fast bis zur letzten Seite erhalten – und man hofft als Leser auf weitere Enthüllungen zur persönlichen Backstory Philipp Gerbers im zweiten Band.