Spannend und informativ

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1953 - Deutschland ist in Aufbruchstimmung, Wahlen stehen an und die BRD ist von großem Interesse für die Amerikaner. Doch wie würde das fragile Gebilde, das die BRD noch ist, reagieren, wenn durch einen Mord an einem hochrangigen Politiker das zarte Pflänzchen Demokratie erschüttert würde? Hier tritt Philipp Gerber auf den Plan, gesteuert von den Amerikanern, soll er genau so eine Erschütterung verhindern. Wie und was genau schildert Ralf Langroth in seinem Auftaktbuch zu seiner neuen Reihe um Philipp Gerber und Eva Herden ziemlich eindrucksvoll und vor allem historisch gut recherchiert in "Die Akte Adenauer". Als Leser kann man sich ziemlich gut in die damalige Zeit hinein versetzen, wobei das auch nötig ist, denn man muss sich bewusst machen, dass es sich bei den Figuren um Menschen handelt, die gerade dem Irrsinn des 2. Weltkriegs entronnen und wohl immer noch von dem Motto "Leben, als ob es kein Morgen gäbe" geprägt sind. Das sollte man beim Lesen immer im Hinterkopf behalten, denn sonst könnte man vor allem bei der Beziehung, die zwischen Gerber und der Journalistin Eva Herden entsteht, moralisch leicht ins Straucheln geraten. Eva Herden ist die zweite Hauptfigur neben Philipp Gerber, die als eine für die damalige Zeit (man muss sich vergegenwärtigen, dass damals die Frau in der BRD wenige eigene Rechte hatte) schon fast emanzipierte Frau angelegt ist. Auch wenn Gerber und Herden politisch nicht unbedingt auf der gleichen Seite stehen, geben die beiden ein gutes Ermittlergespann ab, was auf die kommenden Fälle hoffen lässt.
Mir hat sowohl der Schreibstil als auch der Plot gut gefallen, wobei die Historie doch manchmal hart an der Grenze des "zuviel" geschrammt hat. Das ging leider zulasten der Spannung, weshalb es von mir auch nicht die volle Punktzahl gibt. Alles in allem ein spannender, gut lesbarer Krimi (auch wenn er als Thriller beworben wird), der zudem mit einer guten Portion Information zur neu erwachenden Republik und dem Verhältnis der Amerikaner zu West-Deutschland aufwartet. Ich freue mich schon auf die nächsten Fälle von Gerber und Herden. Dafür gibt es von mir eine Leseempfehlung.