Spannender Polit-Thriller zur Adenauer-Ära - Ein Fall für Philipp Gerber

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duenefi Avatar

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"Die Akte Adenauer" von Ralf Langroth ist im Mai 2021 als Klappenbroschur mit 400 Seiten bei Rowohlt erschienen.

Es handelt sich um einen Polit-Thriller, der 1953 in Westdeutschland zur Zeit der Adenauer-Ära spielt.

Philipp Gerber, ein Deutscher, der zu Kriegszeiten mit seiner Familie in die USA geflüchtet war, wird nach einem Mordfall in eine Sondereinheit des neu gegründeten BKA berufen und ermittelt in Bonn und Umgebung.

Das Mordopfer ist Gerbers Vorgänger beim BKA, und während die Ermittlungen Fahrt aufnehmen, finden Gerber und die Journalistin Eva Herden heraus, dass dahinter scheinbar die "Wölfe" stecken, eine rechtsgerichtete Gruppierung . Als Nächstes wollen diese ein Attentat auf einen hochrangigen linken Politiker ausüben, und Gerber bekommt von Bundeskanzler Konrad Adenauer höchstpersönlich den Auftrag, dies zu verhindern.

Der Autor hat hier einen Plot erarbeitet, der auf historischen Fakten beruht, aber auch fiktive Elemente enthält. Das hat Ralf Langroth gekonnt zu einer spannenden Story verwoben, die sehr authentisch daherkommt und offensichtlich gründlich und kompetent recherchiert wurde.

Das Cover finde ich sehr gelungen, sowohl vom Bild her als auch vom metallischen Design, was das Buch zu etwas Besonderem macht.
Der Handlungsaufbau bzw. die Kapitelüberschriften sind wie ein Countdown gestaltet, was die Handlung direkt rasant macht.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und voller interessanter Details, so dass mich das Buch von Beginn an packen konnte.

Philipp Gerber ist eigentlich Amerikaner, der gerade drauf und dran war, eine Professur in Harvard anzutreten und die Tochter seines Colonels zu heiraten - bis dieser Fall dazwischenkam, der ihn zum BKA brachte.

Da hier nicht "nur" der Mordfall und die Verhinderung eines Attentates Thema sind, sondern auch das Machtgefüge zwischen Deutschen und Amerikanern eine nicht unerhebliche Rolle spielt, ist Gerber in einem ziemlichen Zwiespalt - wessen Interessen soll er letztendlich vertreten??
Diese missliche Lage kommt sehr gut heraus und lässt den Protagonisten anfangs ein wenig mit der Situation hadern, aber Gerber ist ein Mann der Tat, und so tut er, was getan werden muss.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, es gab hier und dort unvorhergesehene Wendungen und einige brisante Vorfälle sowie ein stimmiges und überzeugendes Ende.

Für mich persönlich gab es zwei etwas störende Elemente, und zwar das Verhältnis zwischen Gerber und Eva, das sich Knall auf Fall ergeben hat, sowie die bisweilen sehr amerikanisch anmutende Action an einigen Stellen, die mir etwas unpassend erschien - darum gibt es von mir 4 statt 5 Sterne.