Spion gegen Spion vor der 2. Bundestagswahl

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Bonn, 1953. Der Wahlkampf für die zweite Bundestagswahl ist im vollem Gange. Der in Deutschland stationierte US-Geheimagent Philipp Gerber ist fast auf dem Weg in die Heimat, als er vom BKA einen Auftrag erhält. Er soll einen Mord an einem Kriminalkommissar aufklären und stößt dabei auf Hinweise zu einem viel größeren Komplott. Die Werwölfe, eine Gruppe ehemaliger Nationalsozialisten, planen eine Aktion, die die noch junge Bundesrepublik politisch in eine ganz andere Richtung lenken würde. Gerber hat plötzlich alle Hände voll zu tun.

Ralf Langroth konnte bereits unter mehreren Pseudonymen begeistern. Dieser Auftakt zur Krimireihe um Philipp Gerber liest sich ebenso vielversprechend. Die Bundesrepublik hatte gerade die erste Legislaturperiode hinter sich und in zwei Wochen findet die zweite Wahl statt. 86 Prozent der Bevölkerung hatten sich daran beteiligt, was die Wichtigkeit des fiktiven Agenten Gerbers nur unterstreicht. Die Wahl entscheidet, welche politische Richtung Deutschland in Zukunft einschlagen wird. Während die USA den strategischen Stützpunkt gegen den Roten Feind für sich gewinnen will, bereiten die UDSSR bereits die Teilung der Republik mit dem besetzten Ostsektor vor. In den USA entsteht der Counter Intelligence Corps (CIC). Ebenfalls Realität waren die Werwölfe, die Rechten Terror verbreiteten. Diese Nachkriegshistorie verlangte auch den Politikern einiges ab und die Gegner griffen zu immer härteren Mitteln – eben auch zu Mordanschlägen. Es schien im Land nur so zu wimmeln von Agenten, Militär und immer wieder Journalisten, die Ungereimtheiten aufdecken wollen.

FIKTION VOR REALER KULISSE
Der Autor bindet in die wahren Begebenheiten einen fiktiven Handlungsstrang mit ein. Philipp Gerber steht stellvertretend für den US-amerikanischen Geheimagenten, der für einen mächtigen Staat in den Aufbauarbeiten der BRD die Augen offen hält. Es war sicher schwierig genug, unbelastete Politikergrößen auf die entsprechenden Stellen zu setzen, sodass diese für die andere Seite immer ein Ziel boten. In diesem Fall muss Herbert Wehner, der polarisierende SPD-Politiker der ersten Jahre, um sein Leben fürchten. Im Nachwort erklärt Langroth, dass die „Akte Adenauer“ vermutlich ebenso wahrscheinlich war. Vor dieser Kulisse wird der Protagonist mit seinen Verstrickungen angelegt. Er trägt ein Geheimnis aus vergangener Zeit mit sich, das bestimmt in den nächsten Bänden aufgeklärt wird.

„Die Akte Adenauer“ folgt einem temporeichen Erzählstil und versetzt in eine vergangene Zeit. Beim Lesen bekommt man eine Ahnung davon, welche Organisation und Umsetzung dieser Pläne erforderlich waren, um ein vom Zweiten Weltkrieg zerstörtes Land zu dem zu machen, was es heute ist. Die Nachkriegshistorie aus der Sicht des Geheimagenten verspricht weitere spannende Einblicke. Der zweite Fall mit dem Titel „Ein Präsident verschwindet“ ist bereits für Februar 2022 angekündigt.