Dunkle Verbindungen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
roomwithabook Avatar

Von

(Kunst-)historisch interessierte Leser*innen dürfen sich freuen: Lennard Lomberg ermittelt wieder, diesmal im spanischen Granada. Dort wird in einem innerhalb der Alhambra gelegenen Hotel ein surrealistisches Gemälde gestohlen, dessen bloße Existenz den amtierenden deutschen Verteidigungsminister vor Probleme stellt, da das Gebäude, aus dem es entwendet wurde, einstmals seinem Vater gehörte. Dieser wiederum hatte sowohl unter Hitler als auch unter Franco Karriere gemacht, was Minister Ritter gern vor der Öffentlichkeit verbergen würde. Lomberg, inzwischen mit der in Band eins aufgetauchten Kriminalrätin Sina Röhm liiert, wird von seinem britischen Freund Peter Barrington in die Angelegenheit verwickelt, muss jedoch schnell erkennen, dass der Minister nicht mit offenen Karten spielt. Wie schon in Band eins gibt es auch hier verschiedene Erzählstränge auf unterschiedlichen Zeitebenen, das historische Figurenensemble ist teils an reale Vorbilder angelehnt. Storm verknüpft in diesem Roman die spanische Bohème um Dalí, Buñuel und Garcia Lorca mit den Verbindungen Westdeutschlands zu Francos Regime. Auch hier geht es wieder um die Nazizeit überdauernde Seilschaften, deren Mitglieder eher an der eigenen Bereicherung als am demokratischen Wiederaufbau interessiert waren. Vielleicht habe ich mich im zweiten Band an ihn gewöhnt, aber diesmal ist mir der gute Lennard nicht ganz so auf die Nerven gegangen wie im ersten Band, möglicherweise hatte er aber einfach weniger Gelegenheiten zum Profilieren. Thematisch hat mir dieser Krimi sehr gut gefallen, denn obwohl ich schon oft in Spanien war, musste ich mit Erschrecken feststellen, wie wenig ich über dessen Geschichte weiß. Von den engen Beziehungen zwischen Westdeutschland und Francos Spanien wusste ich beispielsweise nichts, war aber auch nicht allzu überrascht darüber. Ein sehr spannendes Thema, über das ich nun gern mehr wüsste! Die Auflösung des Krimiplots war da fast nebensächlich, es gab viele (persönliche) Verwicklungen, und wie das bei Krimis gern so ist, waren manche ein wenig konstruiert, aber das hat mich nicht weiter gestört. Insgesamt ein spannender Krimi für alle, die sich für Geschichte und Kunst interessieren. Den dritten Teil werde ich definitiv auch lesen!