Kriminalroman ohne richtige Ermittlung

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Wer schon den ersten Teil der Lomberg-Reihe gelesen hat und Gefallen daran gefunden hat, weiß, dass einem eine spannende Mischung aus Krimi, Kunst- und Zeitgeschichte erwarten kann. Der zweite Band "Die Akte Madrid" konnte mich jedoch im Vergleich zum ersten Teil nicht komplett überzeugen.

Wie schon im ersten Band spielt die Handlung an verschiedenen Schauplätzen, mit Rückblicken in die Vergangenheit. Dank der wechselnden Erzählperspektiven und relativ kurzen Kapitelabschnitten, wird von Anfang das Interesse an der kurzweilig und mehr oder weniger spannenden Kriminalgeschichte hochgehalten.
Gleich zu Beginn wird man Zeuge, wie eine Frau und ein drogenabhängiger Mann in den 80er-Jahren in Madrid getötet werden, um dann ein Kapitel später zu erfahren, dass im Jetzt ein Gemälde aus der Zeit des Surrealismus gestohlen wurde, dessen Besitzer der deutsche Verteidigungsminister ist. Lennard Lomberg bekommt den Auftrag, das Gemälde zu finden. Schnell wird klar, dass hinter dem Diebstahl des Gemäldes und wie es in die Hände des Verteidigungsministers gekommen ist, sich politische und kriminelle Verstrickungen verbergen, die bis weit in die NS-Zeit und die Franco-Diktatur in Spanien zurückgehen und noch in die Gegenwart wirken.

Alle Zutaten für einen spannenden Kriminalroman sind gegeben, doch so richtig sprang der Funke diesmal bei mir nicht über. Es ist zwar kurzweilig geschrieben, aber insgesamt ist der Erzählton mir zu beschreibend. Beim Lesen hatte ich eher das Gefühl, dass mir der Kriminalfall "erzählt" wird anstatt dass ermittelt wird. Der Fall scheint sich fast von allein zu lösen, ohne dass die eigentliche Ermittlung, die an sich das spannende Element in einem Kriminalroman ist, eine besondere Rolle gespielt hätte. Im Vordergrund steht eher die Erzählung einer interessanten (fiktiven) Geschichte politischer Verstrickungen zwischen Deutschland und Spanien, besonders zur Zeit der Franco-Diktatur. Auch der Kunstaspekt kam mir ein bisschen zu kurz. Es wurde zwar ein Gemälde des Surrealismus geklaut und es gab Rückblicke in dessen Geschichte, aber so richtig greifbar wurde seine Bedeutung im Gesamtkontext nicht. Ebenso blieb mir Lomberg als Hauptperson etwas zu blass.
"Die Akte Madrid" krankt daran, dass sie versucht zu viele unterschiedliche Handlungsstränge unter einen Hut zu bringen und gleichzeitig ein logischer und spannender Kriminalfall zu sein. Zu viel Köche verderben bekanntlich den Brei.

Trotz der Schwächen in der Handlung, schafft es der Kriminalroman zu unterhalten und macht durch den Cliffhanger am Ende neugierig auf den dritten Band der Reihe.