"Das Böse ist zurückgekehrt, das Böse, vor dem er einst geflohen ist..."

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mysty Avatar

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Im Prolog begleitet der Leser einen Mann, der als Aussteiger im Wald an der preußisch-polnischen Grenze lebt. Er selbst nennt sich Tokala, die Bevölkerung nennt ihn Kabuk. Bei einer seiner Wanderungen durch den preußischen Teil des Waldes, beobachtet Tokala, wie an einem See eine Frau vergewaltigt wird. Tokala greift nicht ein, sondern verkriecht sich tiefer im Wald.

Im ersten Teil (2-6.Juli 1932 Berlin) wird Kriminalsekretär Reinhold Gräf mit seinem Team zu einem Leichenfund im Haus Vaterland gerufen. Seinen direkten Vorgesetzten Kommissar Gereon Rath konnte er nicht erreichen. Dieser holt nämlich zur selben Zeit seine Freundin Charly nach einem Jahr Paris-Aufenthalt vom Bahnhof ab. Während Gereon seiner Freundin seine neue Wohnung zeigt und ihr einen Heiratsantrag macht, fängt Gräf mit den Ermittlungen an. Ein Getränkelieferant wurde tot in einem steckengebliebenen Aufzug aufgefunden, scheinbar ist er ertrunken. Nachdem Rath zumindest ersteinmal von Charly abgewiesen wurde, beteiligt auch er sich an den Ermittlungen. Der Gerichtsmediziner hat inzwischen festgestellt, das der Tote nur "halb" ertrunken ist, vermutlich sorgte eine Injektion dafür, dass sein Atemzentrum gelähmt wurde, bevor er ganz ertrunken ist.

Kutscher Schreibstil ist gut zu lesen, eindrucksvoll gelingt es ihm ein Bild des Berlins der 30er Jahre zu entwerfen. Die Charaktere werden zwar zum großen Teil nur grob zitiert und dennoch bekommt man schon ein gutes Bild von ihnen. Dies gilt besonders für Reinhold Gräf und natürlich auch für die Hauptperson Gereon Rath, an deren Gedankenwelt Kutscher den Leser zumindest teilweise teilhaben lässt. Die sympathischen ermittelnden Beamten und der merkwürdige Prolog und die mysteriöse Todesursache des Opfers ergeben zusammen eine gute Ausgangssituation für eine interessante Geschichte.

Ich kenne keinen der Vorgänger Bände um den Kommissar Gereon Rath (es handelt sich bei der Leseprobe um den vierten Fall), glaube aber das man dieses Buch auch ohne Vorkenntnisse lesen kann. Bestimmte Entwicklungen und Ereignisse aus der Vergangenheit werden in die aktuelle Handlung eingepflochten (Charlys Parisaufenthalt, wie es davor war, ein Serienkiller, der den Urlaub verhindert etc.). Dank der langen Leseprobe konnte ich mir ein gutes Bild machen und glaube nun zu wissen, was mich erwartet. Mir hat die Leseprobe ausgesprochen gut gefallen, auch wenn ich während des Prologes ersteinmal etwas verwirrt bis abgeschreckt war. Danach aber überzeugte der Schreibstil, Charaktere und Handlung um so mehr....Gern würde ich mehr lesen.