Ein kluges und spannendes Zeitbild

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edda Avatar

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Die Akte Vaterland Gereon Raths 4. Fall

Prolog:
Tokala - wie der der Fuchs- hat die Zivilisation verlassen und lebt im Grenzgebiet polnisch-preußischer Wälder. Ohnmächtig sieht er einer beginnenden Vergewaltigung zu, die ihn an sein eigenes Trauma erinnert und läuft davon fort.

1. Teil : Berlin 1932

Im Vergnügungstempel, Haus Vaterland, wird eine Leiche entdeckt, im Lastenfahrstuhl: Ein Lieferant. Ein rotes Tuch über ihm verknotet, der Kopf ist nass, der Mann ist offensichtlich ertrunken, sein Name: Herbert Lamkau.Später stellt sich heraus, dass er vor seinem Tod eine Injektion erhielt.

Beide Kriminalfälle verbindet ein rotes Tuch. - Dies weiß vorerst jedoch nur der Leser und ist gespannt, wie die Verknüpfungen aussehen könnten.


Ein sehr spannender Prolog, Volker Kutschers Sprache gibt ein faszinierendes farbenfrohes Zeitbild ab, bei dem dem Leser schaudert.
Leider kann die Spannung nicht gehalten werden, die folgende Erzählung des 1. Teils in Berlin entwickelt sich nur langsam.

Ein, das Ganze auflockernder Erzählstrang bezieht sich auf Kriminalkommisar Gideon Raths Privatleben: Das Warten auf Charlotte am Bahnhof, die Vorfreude, die neue Wohnung, der Antrag.
Auch hier ein spannend sympathisch formuliertes Bild für den Leser.


Insgesamt eine intelligente Leseprobe, die das Leben in den 30ger Jahren getreu schildert und den Leser in eine Welt entführt, in der die Auflösung der Kriminalfälle überwiegend dem Spürsinn und Verstand zugeschrieben werden kann und nicht den elektronischen Möglichkeiten, mit denen wir heute überflutet werden. Dies erklärt vielleicht auch die bedächtige Herangehensweise Volker Kutschers.
Meine Vorliebe haben die kürzeren Sequenzen: bildgewaltig und fesselnd. Hie liegen bei dieser Leseprobe eindeutig die großartigen Schwerpunkte Volker Kutschers.