Gereon Rath und der Kaubuk

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Volker Kutscher schickt seinen Ermittler Gereon Rath wieder zum Einsatz. Doch zunächst erfahren wir im Prolog, dass eine junge Frau im Jahre 1920 in einem See in Ostpreußen ertränkt wird. Doch der Mord wird von einem Einsiedler beobachtet.
Dann erfolgt ein Zeitsprung ins Jahr 1932. In Berlin wird im Vergnügungstempel Vaterland die Leiche eines Spirituosenhändlers im Fahrstuhl aufgefunden. Der Mann wurde mit Nervengift betäubt und dann ertränkt. Gereon Rath wird mit dem Fall beauftragt. Gleichzeitig sieht er sich mit privaten Veränderungen konfrontiert. Seine Geliebte Charly kommt nach 2 Jahren aus Paris zurück und seiner Abteilung als Assistentin zugeteilt. Doch Charly hat sich verändert und hat Zukunftspläne die mit dem Heiratsantrag Gereons vielleicht nicht übereinstimmen werden. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass das die Leiche aus dem Fahrstuhl nicht das einzige Opfer zu sein scheint. Auf der Suche nach dem Serienmörder verschlägt es Gereon Rath nach Ostpreußen. Er hat mit einem anderen Menschenschlag zu kämpfen, ebenso mit gepanschtem Schnaps und er kommt auch dem Mord von 1920 auf die Spur, der in Verbindung mit seinen aktuellen Ermittlungen zu stehen scheint...
Der vierte Band aus der Reihe um Gereon Rath war für mich ein echter Pageturner und somit habe ich das Buch in wenigen Tagen in einem Rutsch durchgelesen, da es so fesselnd war. Volker Kutscher schneidet in diesem Buch viele Aspekte an: Das Leben in der Großstadt Berlin an sich, der wachsende Einfluss der Nationalsozialisten, die Rolle Ostpreußens in der damaligen Zeit und die Erwartungen der Menschen dort an die Politik, sowie den spürbaren Untergang der Weimarer Republik. Anhand von Charly macht er dem Leser deutlich mit welchen Erwartungen und Schwierigkeiten die Frauen damals zu kämpfen haben. Daher scheint Charlies innerer Konflikt sehr gut nachvollziehbar. Sie will nicht nur einfach Hausfrau und Mutter sein, sondern auch Karriere machen. Doch einer Frau sind in der damaligen Zeit auch Grenzen gesetzt, wie zB der Ermittler Dettmann ihr deutlich aufzeigt.
Gereon Rath ist ein Einzelgänger, der sich nicht an Konventionen hält, oft auch illegale Dinge tut und seinen eigenen Ermittlungsstil hat, der ihn oft anecken lässt.
Anhand des Einsiedlers, auch Kaubuk gennant, wird sehr gut deutlich, was das soziale Umfeld aus einem Menschen machen kann und das nur wenige Menschen sich um solche Kinder Gedanken gemacht haben.
Volker Kutscher zeichnet mit seinem Krimi ein zeitnahes Geschehen mit historischen Fakten auf. Dabei legt er den Augenmerkt auf viele Schwerpunkte und Aspekte, die den Leser aber nicht überfordern oder den Augenmerk auf den eigentlichen Krimi verlieren lassen. Als Leser erlebt man gewissermaßen den Alltag Gereon Raths und seine Wege sowie das Leben in dieser Zeit mit.Man bekommt einen guten Einblick in die Ermittlungsmöglichkeiten und die Arbeit der Polizei in den 30er Jahren. Viele Personifizierungen und Vergleiche lassen Orte und Plätze sehr anschaulich wirken.
Alles in allem ein Buch, dass Krimi und Zeitgeschehen ideenreich miteinander kombiniert und den Leser auch ohne blutige Beschreibungen fesselt. Der vierte Band der Reihe erscheint mir noch gelungener und ausgefeilter. Daher kann ich das Buch nur weiter empfehlen und vergebe dafür auch 5 Sternchen.