Gereon Raths vierter Fall: Mord im Haus Vaterland

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
moosi Avatar

Von

Kriminalkommissar Gereon Rath bekommt es im Berlin des Jahres 1932 mit einem Toten im Haus Vaterland, der Vergnügungshochburg schlechthin, zu tun. Der Tote wird im Lastenaufzug des Hauses gefunden und ist scheinbar ertrunken. Noch kann Rath nicht ahnen, dass ihn die Aufklärung dieses Falles ins tiefste Ostpreußen, nach Masuren, führen wird. Dort sieht er sich mit einem gefährlich wachsenden Nationalstolz konfrontiert und muss kurzzeitig befürchten, nicht mehr nach Berlin zurückzukehren. Das wäre tragisch, hat er sich kurz zuvor doch erst mit seiner mehrjährigen Liebe Charly verlobt, die in Berlin auf ihn wartet.

„Die Akte Vaterland- Gereon Raths vierter Fall“ war mein erstes Gereon-Rath-Abenteuer. Es fühlte sich in keinster Weise so an, als hätte es vorher schon 3 Bände gegeben, alles ist einwandfrei ohne Vorwissen verständlich. Wer also wie ich im vierten Fall einsteigen möchte: Nur zu!
Das Buch an sich ist in drei große Teile aufgeteilt. Zunächst verfolgt man als Leser die Ereignisse rund um den geschehenen Mord in Berlin selbst, woraufhin man an Raths Seite nach Masuren gelangt. Der dritte Teil bewegt sich schließlich übergreifend in Preußen. Die einzelnen Kapitel sind recht kurz gehalten, was zu einem angenehmen Lesen beiträgt.

Inhaltlich hat der Krimi aus den 1930ern mir überraschend gut gefallen! Über das damalige Ermittlungsvorgehen und allgemein die Umgangsformen zu lesen war eine tolle Abwechslung zu „modernen“ Krimis/Thrillern. Dinge, die wir heute für selbstverständlich halten (permanente Erreichbarkeit über das Handy) waren damals nicht so einfach gegeben. Natürlich hat die Handlung auch einen geschichtlichen Anteil, der den nahenden Aufstieg der Nazis verdeutlicht. Man bekommt, im Vergleich zum Geschichtsunterricht in der Schule, das Gefühl wirklich dabei zu sein und den politischen Umschwung mitzuerleben. Allerdings sollte man keine umfassenden geschichtlichen Darstellungen erwarten, aus denen man eine Fülle von Informationen lernt. Es ist meiner Meinung nach eher die Atmosphäre der Vergangenheit, die man im Rahmen eines Kriminalromans einfangen kann.

Ein Sternchen Abzug einzig deshalb, weil ich schon beeindruckendere Bücher gelesen habe, was der Qualität dieser Geschichte an sich aber keine Abbruch tun sollte.

Mein Fazit: Wer gerne mit und mit die (weitreichenden) Verstrickungen eines Verbrechens aufdeckt und wem Geschichte nicht völlig egal ist, der ist mit dem sympathischen Ermittler Gereon Rath bestens bedient!