Kommissar Rath´s vierter Fall

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gaby2707 Avatar

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Im Juli 1920 wird an einem kleinen Waldsee in Masuren eine junge Frau ermordet. Wenig später wird ihr Liebhaber als augenscheinlicher Mörder von der Polizei abgeführt. Tokala, den die Menschen jetzt Kabuk nennen, hat alles beobachtet.

Zwölf Jahre später wird der Spirituosenlieferant von Haus Vaterland; Herbert Lamkau, bei einer Lieferung, die er selbst ausliefert tot im Lastenaufzug aufgefunden. Die Leiche weist Ertränkungs- als auch Vergiftungserscheinungen auf. Bei den Recherchen stößt Kommissar Gereon Rath mit seinem kleinen Team auf zwei weitere mysteriöse Todesfälle, der die gleichen Kennzeichen aufweisen: diesmal sind es Johann Wawerka aus Dortmund, Arbeiter auf der Zeche Zollern, der tot in seinem Bett liegt und August Simoneit aus Wittenberge. Und alle drei stammen ursprünglich aus Masuren.
Aber auch privat tut sich etwas im Leben des bisherigen Junggesellen. Nach einem Jahr Frankeichaufenthalt kehrt seine große Liebe Charlotte „Charly“ Ritter, jetzt Kommissariatsanwärterin, nach Berlin zurück. Und sie nimmt nach kurzer Bedenkzeit seinen Heiratsantrag an. Die Verlobung soll aber vorerst im Präsidium nicht öffentlich gemacht werden.

Ich habe diesen vierten Fall des Kommissar Gereon Rath in einem Rutsch durch gelesen. Spannend von der ersten Seite an hat mich das Buch in seinen Bann gezogen. In einer Haupt-Zeitspanne von nur 3 Wochen werde ich in die Abarbeitung mehrerer Fälle hineingezogen: Schnapspanscherei, Mord, und auch die Jagd nach dem Phantom ist noch nicht abgeschlossen. Aber auch die politische Lage in Berlin als auch in Ostpreußen wird anschaulich dargestellt. Gerade die unterschiedliche Akzeptanz der SS in den beiden deutschen Bereichen hat mir zu denken gegeben.
Das Bild der Frau zur damaligen Zeit wird sehr gut beschrieben, z.B. beim Zusammentreffen von Charly mit einem schwarzen Arbeitskollegen oder der Reaktion ihrer Kollegin darauf oder die Beleidigungen und Anzüglichkeiten eines Kollegen, für den es bei der Kripo kein Platz für Frauen gibt. Charly selbst kommt sehr emanzipiert rüber, wenn sie sich z.B. ihre Stellung als verheiratete Frau in der Zukunft betrachtet.
Die Sprache, die Volker Kutscher in seinem Roman verwendet, ist der Zeit angepasst
und ich kann mich noch besser in die Situationen hinein versetzen. Die Personen und Örtlichkeiten sind detailliert beschrieben, sodass ich sie mir sehr gut vorstellen kann. Mein Kopfkino hatte einiges zutun.

FAZIT:
Ein absolut empfehlenswertes Buch für alle, die nicht vor Blut triefende Krimis aus den 30iger Jahren mit etwas politischem Hintergrund mögen.