Krimi hinterm Korridor

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waldmeisterin Avatar

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Im Lastenaufzug des Berliner Vergnügungstempels "Haus Vaterland" wird eine Leiche gefunden. Nach erster Einschätzung des Gerichtsmediziners ertrunken - ??? Bei der Obduktion wird dann aber eine Einstichstelle am Hals gefunden und die Blutuntersuchung ergibt, dass der Mann mit einer Art Indianergift betäubt wurde. Was die Ermittlungen für Gereon Rath nicht gerade erleichtert. Auch die Tatsache, dass sein Privatleben nach der Rückkehr seiner Lebensgefährtin Charlotte von einem Auslandsjahr in Paris nicht ganz so läuft, wie er sich das vorgestellt hat und ebenjene Charlotte die Inspektion A aushilfweise unterstützen soll, sind zusätzliche Hindernisse. Von unsympathischen Kollegen und unberechenbaren Vorgesetzten ganz zu schweigen...
Und auch der Fall selbst birgt so seine Tücken: so muss Rath zur Verfolgung einer Spur auf Anordnung von oben nach Ostpreußen aufbrechen, was zur damaligen Zeit ein echtes Unterfangen darstellte (Kompliment für die geschickte Einarbeitung der "Korridorproblematik") und stößt dort auf ganz und gar nicht kooperationsbereite Menschen.
Wie immer ist es Volker Kutscher hervorragend gelungen, den Leser ins "Damals" zu katapultieren: beim Verhör anwesende Stenotypistinnen, dass die Erreichbarkeit eines Kommissars ein größeres Problem darstellen konnte und natürlich die zunehmende Bedrohung durch die SA sowie viele weitere Details sorgen dafür, dass man sich fühlt, als wäre man wirklich dabei. Dass der Kriminalfall absolut plausibel gelöst wird und diesmal auch die Spannung besser gehalten wird (so gut wie keine Längen trotz der gut 550 Seiten - meiner Meinung nach) runden dieses Lesevergnügen zusätzlich ab. Da bleibt nur zu sagen: Chapeau - und weiter so! Der nächste Band wird von mir schon sehnsüchtig erwartet, zumal es ja nun ins Jahr 1933 geht...