Tokala

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wal.li Avatar

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Gereon Rath ist im Dienst außerdienstlich unterwegs, schließlich kommt seine liebste Charly aus Paris zurück nach Berlin. Während Rath also nicht erreichbar ist muss Kriminal-Assistent Gräf zu einem ungeklärten Todesfall. In einem Lastenaufzug des Vergnügungslokals Haus Vaterland wurde eine Leiche gefunden, die Spuren des Ertrinkens aufweist. Die Mitarbeiter des Lokals geben auch bereitwillig Auskunft. Doch schon bald stellt sich heraus, dass die Todesursache auch eine andere sein könnte, was die Sache allerdings noch geheimnisvoller macht.
Viele Spuren warten auf Gereon Rath, die zunächst nicht zueinander passen wollen. Und Charly Ritter, die als Kommissar-Anwärterin bei der Berliner Polizei anfängt, reagiert nicht so erfreut über Gereons Heiratsantrag wie erhofft. Ein kniffliger Kriminalfall, der eigenwillige Kommissar Rath, die kapriziöse Charly, die politische Lage in Berlin und Preußen der 1930er Jahre: das ist die bekannte Mischung der Krimis um Gereon Rath. Wieder fühlt man sich in die 30er hineinversetzt. Die an die Zeit, in der der Roman spielt, angepasste Schreibweise zieht den Leser noch mehr in das Geschehen hinein. Die damalige Stellung einer berufstätigen Frau, die politische Lage - aus heutiger Sicht kaum mehr vorstellbar. Solche Zeiten kann man sich nicht wünschen. Dann der Umschwung des sozialdemokratischen Preußen zur braunen Diktatur, der immer mehr in den Vordergrund drängt. Der braune Sumpf, der alles durchdringt und der gerade den Mitläufern eine Gelegenheit zu bieten scheint, sich hervor zu tun und Geltung zu erlangen. Die vielen, die die Gefahr unterschätzen, da Preußen doch immer rot gewesen sei, und denen doch so langsam die traurige Wahrheit dämmert, dass es mit Demokratie und Republik wohl ein schlimmes Ende geben werde. Doch noch immer wird die Aufklärung der Todesfälle als zwingend erforderlich angesehen, das ist die Aufgabe der Polizei nicht nicht die Äußerung politischer Gedanken. In der Nachschau weiß man wo dieses Verhalten hinführt. Dieses Heraufdämmern des Nazi-Staates ist wie schon in den anderen Büchern hervorragend beschrieben, die sich ändernde Stimmung im Land und unter den Menschen, die sich doch immer mehr bewußt werden, dass großes Unheil droht. Als Leser spürt man die wachsende Beklemmung und das fortdauernde Bemühen, die Arbeit möglichst gut zu bewältigen. Gereons und Charlys Geschichte ambivalent auch wie immer. Nun könnte man denken, wenn alles ist wie immer, braucht der Roman ja eigentlich nicht gelesen zu werden. Doch die unterschwellige Steigerung dieses wie immer macht gerade diesen Band der Reihe für mich äußerst lesenswert und spannend. Schön ist auch die Darstellung der Langsamkeit der damaligen Zeit, die langsame Entwicklung der Vorgänge, die es dem interessierten Leser besonders gut ermöglicht, sich in die alte Zeit hineinzufühlen, sich auseinander zu setzen und dabei zu der Erkenntnis zu kommen, dass es sich heute mit Demokratie und Republik doch erheblich besser leben lässt. Erleb- und nachvollziehbare Geschichte, einfach klasse.