Ostberliner Baugeschichte
Florentine Anders, Enkelin des berühmten Bauhaus-Architekten Hermann Henselmann, gibt mit diesem Roman einen äußerst spannenden und interessanten Einblick in ihre Familie. Sie erzählt vor allem aus der Perspektive ihrer Großmutter Irene „Isi“ und ihrer Mutter Isa. Erstere war selbst eine vielversprechende Architektin, stand jedoch immer im Schatten ihres Mannes und war zudem als achtfache Mutter gefordert. Durch Isis und Isas Blick zeichnet die Autorin auch ein detailliertes Bild von Hermann Henselmann, einem hochbegabten, aber für das DDR-Regime unbequemen Architekten, der die Umstände geschickt für sich zu nutzen wusste und bei seinen Projekten gerne hoch pokerte. So modern und einnehmend Henselmanns Entwürfe auch waren – er selbst wirkt auf mich zutiefst unsympathisch: Ein Choleriker, der seine Frau offen und bei jeder Gelegenheit betrog, ein patriarchaler Herrscher, extrem von sich selbst eingenommen, mit enormem Geltungsdrang. Als Quellen dienten Florentine Anders neben ihrer Mutter Isa die Memoiren ihrer Großeltern, Literatur über Hermann Henselmann und Gespräche mit ihrem Großonkel Raimund, dem Bruder von Isi.
Das Buch ist sehr unterhaltsam und lebendig geschrieben, und gibt tiefe Einblicke in das, was für die Privilegierten in der „klassenlosen Gesellschaft“ der DDR möglich war: Wohneigentum, Auslandsreisen, exotische Speisen usw. Zudem zeigt es, dass, aller Staatspropaganda zu Trotz, auch in der DDR die alten Rollenklischees nicht überwunden waren und Kinder und Haushalt weiterhin Frauensache blieben.
Da ich als Bayerin nicht mit der Ostberliner Architektur vertraut bin, waren für mich besonders die Details zur Entstehung der Bebauung an der Karl-Marx-Allee interessant und der lange Weg von der Idee bis zum Bau des Fernsehturms. Auch das ständige Hin und Her, was nun unter „sozialistischer“ Bauweise zu verstehen sein sollte, wurde eindrücklich beschrieben. Während des Lesens hielt ich immer wieder inne und betrachtete mir im Internet Bilder der im Buch erwähnten Bauwerke. Nach diesem Roman werde ich bei einem Besuch sicher mit anderen Augen durch Berlin laufen. Ein sehr lesenswerter Roman über ein bedeutendes Kapitel Ostberliner Baugeschichte.
Das Buch ist sehr unterhaltsam und lebendig geschrieben, und gibt tiefe Einblicke in das, was für die Privilegierten in der „klassenlosen Gesellschaft“ der DDR möglich war: Wohneigentum, Auslandsreisen, exotische Speisen usw. Zudem zeigt es, dass, aller Staatspropaganda zu Trotz, auch in der DDR die alten Rollenklischees nicht überwunden waren und Kinder und Haushalt weiterhin Frauensache blieben.
Da ich als Bayerin nicht mit der Ostberliner Architektur vertraut bin, waren für mich besonders die Details zur Entstehung der Bebauung an der Karl-Marx-Allee interessant und der lange Weg von der Idee bis zum Bau des Fernsehturms. Auch das ständige Hin und Her, was nun unter „sozialistischer“ Bauweise zu verstehen sein sollte, wurde eindrücklich beschrieben. Während des Lesens hielt ich immer wieder inne und betrachtete mir im Internet Bilder der im Buch erwähnten Bauwerke. Nach diesem Roman werde ich bei einem Besuch sicher mit anderen Augen durch Berlin laufen. Ein sehr lesenswerter Roman über ein bedeutendes Kapitel Ostberliner Baugeschichte.